Steingut

[736] Steingut (Steinzeug), eine besondere Gattung von Thonwaaren aus feuerfestem, entweder sehr reinem (Steingut) od. weniger reinem Thon (Steinzeug). Es erscheint durch sehr starkes Brennen halb geschmolzen, wenn auch nicht so durchscheinend wie Porzellan, ist sehr hart u. glasartig dicht; es gibt am Stahle Funken, hat glatte glänzende Bruchflächen u. klebt nicht an der Zunge, im Gegensatz zu der Fayence. a) Steingut (seines S., Wedgwood), wird ganz wie das Porzellan, welchem es bis auf die geringere Durchscheinheit sehr gleicht, als feines weißes Geschirr verwendet. Der Thon muß eisenfrei sein u. wird mit Schmelzmitteln, wie Quarz, Gypspulver etc., versetzt. Das Formen, Brennen, Malen u. Verzieren ist wie beim Porzellan. Häufig ist das S. mit Abdrücken von Kupferstichen od. Steindrücken in verschiedenen Farben versehen; diese werden hergestellt, indem man erst auf Seidenpapier mit sehr fetter Farbe (Firniß mit Ruß od. einem anderen Farbstoff) die Zeichnung druckt u. dann noch feucht auf dem einmal gebrannten (Biscuit), aber noch nicht glasirten Teller etc. abdrückt. Das Papier wird alsdann abgewaschen, der Gegenstand glasirt u. zum zweiten Male gebrannt. Da der Ruß der Farbe unter der Glasur nicht verbrennen kann, so gibt er eine schwarze Zeichnung. Die Glasur des S-es ist nicht bleihaltig u. besteht aus Feldspath od. Gyps etc. u. Thon. Gesundheitsgeschirr, das Elgersburger S. od. Emilian (s.d.) sind beliebte Arten von seinem S.; das sogenannte Englische S. ist kein S., sondern eine seine Fayence (s.d.) mit Bleiglasur. Zuweilen wird die Masse des S-es auch gefärbt, so der Chromalith in verschiedenen Farben; eine berühmte Art dergleichen ist das schwarze Wedgewood (s.d.), welches in England fabricirt wird. In neuerer Zeit kommt eine schwarze Fayence statt dessen in den Handel. b) (Steinzeug, ordinäres S.), aus eisenhaltigem Thon u. deshalb von verschiedenen Farben (braun bis grau), oft ohne Glasur, gewöhnlich aber salzglasirt. Man wirst nämlich während des Brennens Kochsalz in den Ofen, welcher einem gewöhnlichen Töpferofen gleicht; dies verdampft, wird durch Zersetzung von Wasserdampf in Natron verwandelt, u. dieses verbindet sich mit der Kieselsäure des Thons zu einer Glasrinde. Auch Hohofenschlacken verwendet man zur Glasur. Zum Steinzeug gehören die Gefäße für Säuren u. zu Woolf'schen Flaschen, die englischen Wasserfilter, die Mineralwasserflaschen etc.; als feinstes Steinzeug sind die weißen Gaskrüge zur Bereitung schäumender Getränke, die sogenannten Kohlensauerwasserapparate, anzusehen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 736.
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