Theorĭa

[491] Theorĭa (gr.), 1) Theorie; 2) öffentliches Fest; bes. 3) (gr. Ant.), Feier eines solchen, wobei von Seiten der Städte u. Staaten Gesandte (Theōroi) geschickt wurden, um dadurch die Erinnerung an ihren gemeinschaftlichen Ursprung lebendig zu erhalten. Den Theoren schlossen sich auch andere Personen zur Betheiligung an der Festfeier, od. zur Verfolgung politischer u. mercantilischer Zwecke an; sie hießen auch Theoren. An der Spitze eines solchen Festzugs stand der Architheoros. Von Athen aus gingen diese Gesandtschaften bes. zu den vier Nationalspielen, an das Delphische Orakel u. nach Delos. Die letztere war die glänzendste, sie ging seit Befreiung des Tributs von Kretadurch Theseus (s.d.) alle vier Jahre dahin. Das Schiff, auf welchem die Theoren fuhren, hieß Theōris (es sollte noch das Schiff des Theseus selbst sein). Zwei andere zu solchen Th-en gebrauchte Schiffe waren die Paralos u. Salaminia. Vor Abgang desselben wurde die ganze Stadt durch Reinigungsopfer gesühnt u. vor der Rückkehr der Gesandtschaft durfte Niemand hingerichtet werden. Die Theoren, welche mit Ölzweigen bekränzt waren, brachten Geschenke, welche dem Tempel geweihet wurden. Die Kosten zu einer Th. gab theils der Staat, theils der Architheoros als eine Leiturgia (s.d.); 4) Weltbeschauung durch Reisen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 491.
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