Zahn [2]

[492] Zahn, 1) Christian Jakob, geb. 1765 in Althengstätt bei Kalw im Württembergischen; war Sachwalter in Kalw, verband sich 1798 mit dem Buchhändler J. F. Cotta in Tübingen u. nahm Theil an der Redaction der Allgemeinen Zeitung, von welcher er sich aber bald wieder zurückzog u. in Kalw 1798 als Compagnon in das Schillsche Wollenzeuggeschäft trat; später begründete er eine Saffianfabrik in Hirschau. 1815 wurde er Landtagsdeputirter des Oberamtes Kalw, 1817 Stadtrath seiner Vaterstadt, 1819 u. 1820 Oberamtsgerichtsbeisitzer u. starb 1830 in Kalw. Von seinen Compositionen Schillerscher Dichtungen hat sich bes. das Reiterlied als Volksmelodie erhalten. Er schr.: Sammlung interessanter Reisebeschreibungen für die Jugend, Tüb. 1792, 5 Bde., u. gab heraus: Hofacker, Principia juris civilis romano-germanici, ebd. 1798. 2) Wilhelm, geb. 21. Aug. 1800 zu Rodenberg in der kurhessischen Grafschaft Schaumburg, besuchte 1817–23 die kurfürstliche Akademie in Kassel u. bildete sich dort zum Architekten u. Maler. 1823 ging er zu weiterer Ausbildung nach Paris u. 1824–27 nach Italien. Hier hielt er sich bes. in Rom, Neapel u. Pompeji auf u. beschäftigte sich namentlich an letzterem Orte damit, die schönsten antiken Wandgemälde über die Originale durchzuzeichnen u. farbig nachzubilden. Auch bereiste er Sicilien, zeichnete die antiken Tempel u. untersuchte bes. die Bemalung derselben auf Grund der noch vorhandenen Farbenüberreste. Nach der Rückkehr von dort nahm er an der Ausschmückung mehrer kurhessischen Schlösser Theil u. wurde 1829 Professor der Kunstakademie in Berlin, ging aber 1830 wieder nach Neapel, wohnte den Ausgrabungen von Pompeji bei u. ließ Antiken von Bronce, Silber, Marmor etc. im Königreich Beider Sicilien abformen, setzte auch seine Studien in Sicilien fort u. dehnte seine Untersuchungen auf Herculanum aus; 1841 kehrte er nach Berlin zurück u. unternahm 1850–51 eine wissenschaftliche Kunstreise nach Belgien, Frankreich, England u. Holland. Z. ist der Erfinder des Farbensteindrucks (1818) u. gab heraus: Neu entdeckte Wandgemälde in Pompeji, München 1828; Die Hauptergebnisse der neusten Ausgrabungen in Pompeji, ebd. 1828; Die schönsten Ornamente u. merkwürdigsten Gemälde aus Pompeji, Herculanum u. Stabiä, Berl. 1828–59, 30 Hefte (in drei Folgen) mit deutschem u. französischem Text; Ornamente aller klassischen Kunstepochen, ebd. 1832 ff., 20 Hefte, 2. A. ebd. 1854; Auserlesene Verzierungen aus dem Gesammtgebiete der bildenden Kunst, ebd. 1842–44, 5 Hefte.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 492.
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