Bugenhagen

[818] *Bugenhagen, Johann, gewöhnlich Pomeranus od. Dr. Pommer genannt, geb. 24. Juni 1485 zu Wollin in Pommern, studirte seit 1502 in Greifswald Theologie u. Philologie u. wurde 1505 Rector an der Lateinischen Schule in Treptow u. 1517 Lector in der Mönchslehranstalt zu Belbuck; hier lernte er Luthers Schriften kennen u. ging 1521 nach Wittenberg, wo er alsbald mit Luther u. Melanchthon Freundschaft schloß u. seit 1522 Collegia über die Psalmen las u. 1523 Pastor an der Pfarrkirche wurde. Er wurde an mehre Orte berufen, um die Reformation einzuführen u. die neue Kirche zu ordnen, so war er 1528 in Braunschweig, wo er auch die Braunschweigsche Kirchenordnung schrieb, 1529 in Hamburg, 1530–31 in Lübeck, 1534–35 in Pommern; er wohnte hierauf 1536 dem Abschluß der Wittenberger Concordia u. im Februar 1537 dem zu Schmalkalden abgehaltenen Convent bei. Im Jahr 1536 war er Generalsuperintendent des Kurkreises geworden. Darauf ging er, auf einen Ruf des Königs Christian III., nach Dänemark, wo er zunächst 12. Aug. 1537 die Königin Dorothea krönte u. dann die Dänische Kirche einrichtete u. 1538 die Universität in Kopenhagen reorganisirte, an welcher er selbst Collegia las. 1539 kehrte er nach Wittenberg zurück; 1542 war er in Reformationsangelegenheiten in Holstein u. Schleswig u. organisirte die Evangelische Kirche in Hildesheim. Luthers Tod betrübte ihn tief u. er hielt seinem alten Freunde die Leichenpredigt; im Schmalkaldischen Kriege, wo die Universität sich auflöste, blieb B. furchtlos in Wittenberg u. erhielt nachher das Vertrauen seines neuen Herrn, des Kurfürsten Moritz. In den darauf folgenden Streitigkeiten wegen des Interim wurde er nebst Melanchthon von den hitzigen Lutheranern verketzert u. st. 19./20. April 1558 in Wittenberg. Er[818] schr. u.a.: Historie des Leidens u. der Auferstehung Jesu (nach den Evangelien), 1530; Monotessaron historiae evangelicae, herausgegeben von P. Crell, 1566; Pomerania, 1518, herausgegeben von Balthasar, Greifsw. 1728; Interpretatio in librum psalmorum, Bas. 1524, so wie Anmerkungen zu alttestamentlichen Büchern u. Paulinischen Briefen; auch übersetzte er Luthers deutsche Bibel ins Plattdeutsche, Lüb. 1533. Vgl. Melanchthons Oratio de vita Jo. Bugenhagii, 1558, n.A. von Lämmel, Kopenh. 1706; Lebensbeschreibungen von Lange, Bautz. 1731; von Jäneken, Stett. 1734; von Engelken, Berl. 1817; von Zietz, Lpz. 1829, 2. A. 1834; von Bellermann, Berl. 1859; von Meurer, Lpz. 1862.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 818-819.
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