Bremsschlitten

[58] Bremsschlitten (brake slippers; patins de frein; pattini del freno) dienen zum Aufhalten einzelner Wagen oder Wagengruppen, die mit so großer Geschwindigkeit laufen, daß gewöhnliche Bremsschuhe nicht mehr ausreichen. Die einfachste Form des B. entsteht durch Verbindung zweier Bremsschuhe gewöhnlicher Bauart durch eine Stange (s. Gleissperre). Wesentlich verbessert wurde diese Einrichtung durch Schön. Er verwendete (Abb. 72 und 73) zwei besonders geformte Bremsschuhe. Sie sind durch eine federnde Stange miteinander verbunden, um Spurerweiterungen folgen zu können. Beim Auflaufen überspringen die Räder zunächst eine Nase und legen sich dann gegen den eigentlichen Bremskeil. Die Sohle der Bremsschuhe ist aus Hartholz hergestellt und mit einem Schmirgelanstrich versehen; dadurch wird eine starke Reibung hervorgerufen. Bei Versuchen der österreichischen Staatsbahnen wurden mittels eines Schönschen B. 5 Wagen von 79∙4 t Gewicht, die mit 50 km Geschwindigkeit liefen, innerhalb einer Strecke von 292 m in 41 Sek. zum Halten gebracht (vgl. Anton Froß, Technische Neuheiten auf dem Gebiete des Oberbaues und des Verkehrs; Österr. Eisenbahnzeitung. 1906, Nr. 8 bis 10).

Der B. ist für den gewöhnlichen Verschiebedienst wegen seiner Schwere und Unhandlichkeit nicht geeignet. Dagegen wird er mit Vorteil benutzt, um das unbeabsichtigte Fortrollen von Wagen auf Verschiebebahnhöfen mit durchgehender Neigung zu verhindern. Ferner kann man ihn auf steilen Strecken zum Aufhalten entlaufener Wagen, sowie zum Schutz von Prellböcken an den Enden von Stumpfgleisen benutzen. Im letzteren[58] Falle kann der B. dauernd auf dem Gleis liegen. Im übrigen muß er im Falle der Gefahr, etwa bei Ertönen eines Signals, rasch eingesetzt werden. Um dies gefahrlos bewirken zu können, lagert der B. seitwärts vom Gleis auf einer Einschiebebühne; von hier aus wird er mittels einer besonderen Gabel ins Gleis geschoben. Damit der B. sicher wirkt, müssen die Auflaufzungen und die eigentlichen B. auf ihrer ganzen Länge am Schienenkopf satt aufliegen und vor allem die inneren Führungslaschen seitlich gut anschließen. Bei Verwendung in Krümmungen muß daher die Länge der Verbindungsstangen der Spurerweiterung entsprechend geregelt werden.

Zu den B. kann man auch die gleitenden Prellböcke rechnen; hier sitzt der ganze Prellblock auf Gleitsohlen lose auf dem Gleis; die Gleitsohlen sind so weit verlängert, daß die Räder des zu bremsenden Fahrzeugs auf sie vor der Berührung mit der Bufferbohle auflaufen; nach dem Erreichen der Bufferbohle gleitet die gesamte Konstruktion mit dem Fahrzeug schlittenartig vorwärts; s.a. Bufferwehr, Gleissperren.

Literatur: Hb. d. Ing. W. V. 4. I. Leipzig 1907. – Hb. des Eisenbahnmaschinenwesens. Bd. II, Berlin 1908.

Oder.

Abb. 72.
Abb. 72.
Abb. 73.
Abb. 73.
Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 3. Berlin, Wien 1912, S. 58-59.
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