Dampfdom

[225] Dampfdom (steam dome; dôme de vapeur; cupolino o duomo della caldaia) bei Lokomotiven ein zylindrischer, auf dem Rücken des Langkessels, seltener auf dem Rücken der äußeren Feuerkiste angenieteter Aufsatz, der den Sammelraum und die Abgabestelle für den in die Dampfzylinder zu leitenden Dampf bildet. Da sich die in dem obersten Teile des D. eingebaute Dampfentnahmeeinrichtung – der Regulator, oder bei Lage des Regulators im Rauchkasten, das Dampfentnahmerohr – weit vom Wasserspiegel entfernt befindet, ermöglicht der D. – reines Speisewasser und sonst richtige Verhältnisse des Kessels vorausgesetzt – die Entnahme fast ganz trockenen, sog. gesättigten Dampfes. In den D. werden auch die Dampfzuführungsrohre für jene Armaturen geführt, deren gute Wirkung von der möglichsten Trockenheit des Dampfes abhängt, z.B. die Rohre für die Betätigung der Injektoren und der Bremsejektoren (Luftsauger) der Dampfheizung u.s.w.

Der Dom besteht in der Regel aus folgenden Teilen: Untersatz, Mantel, Kappe oder Kuppel und Deckel; bei kleineren Domen bilden Untersatz und Mantel ein Stück. Bei vielen Bahnen in Deutschland, England u.s.w. ist im Dommantel eine wagrechte Teilung vorgesehen, so daß nach Abnahme des ganzen Oberteiles der im Dom stehende Regulator für Reparaturen frei zugänglich ist. Der Domdeckel trägt in der Regel die Sicherheitsventile und auch das Schmiergefäß für den Regulator.

Zur Vermeidung von Wärmeverlusten muß der D. eine Verschalung erhalten. Diese Verschalung wird in sehr verschiedener Art ausgestattet. Aus der Art der Durchbildung der Domverschalung ist dem Fachmanne in der Regel der Erbauer oder die Bahnverwaltung erkennbar.

Die erste Ausführung eines Domes, in der Absicht, aus diesem trockenen Dampf zu entnehmen, erfolgte i. J. 1830 von T. Hackworth an der nach seinen Plänen für die Stockton-Darlingtonbahn bei R. Stephenson in Newcastle gebauten Lokomotive »Globe«.

Die Anwendung von zwei durch ein außer halb des Kessels liegendes Rohr verbundenen Domen – viel verbreitet in Frankreich, Österreich und Deutschland – ist zurückzuführen auf ein von Haswell i. J. 1852 verfaßtes Projekt für den Umbau der von ihm für die Semmering-Wettbewerbsfahrten gelieferten Lokomotive »Vindobona«. Vgl. Lokomotive und Lokomotivkessel.

Gölsdorf.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 3. Berlin, Wien 1912, S. 225.
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