Dampfsammelrohre

[240] Dampfsammelrohre (dry pipes, dome steam pipes; tuyaux collecteurs de vapeur; tubi colletori di vapore) sind die bei neueren Lokomotiven nur mehr selten, bei älteren dagegen sehr oft in den Dampfkesseln angeordneten Rohre, durch die Dampf aus dem Dampfraum in den Dom (s. Dampfdom) geleitet wird. Bei starkem Dampfverbrauch muß in nicht genügend groß bemessenen oder sonst nicht richtig ausgebildeten Kesseln eine entsprechend rasche Dampfbildung erfolgen. Dabei findet unter Umständen ein heftiges Aufsteigen von Dampfblasen statt, durch die Wassertropfen in die Höhe gerissen und vom Dampf mitgeführt werden. Hierbei kommt es vor, daß auch Kesselwasser durch die Regulatoröffnung den Dampfzylindern zugeführt und dann aus dem Schornstein ausgeworfen wird; dies zieht mehrfache Nachteile nach sich. Ein Teil der in dem mitgerissenen Kesselwasser enthaltenen Wärme geht nämlich nutzlos verloren, indem das Kesselwasser mit ziemlich hoher Temperatur aus dem Schornstein ausgeworfen wird, wobei außerdem noch Beschmutzungen der Eisenbahnfahrzeuge und der neben dem Gleis befindlichen Anlagen erfolgen.

Bei einer früher oft ausgeführten Anordnung des D. (Abb. 181), wird der über dem Langkessel befindliche Dom durch eine Blechplatte b abgeschlossen, durch die neben dem Regulatorrohr r noch ein Kupferrohr k senkrecht in den Dom eintritt. Dieses ist unter einem rechten Winkel gebogen und in seinem wagerechten Teil, der ziemlich nahe unter der Decke des Langkessels liegt, mit länglichen Schlitzen versehen, die den Zweck haben, die Dampfentnahme über den Dampfraum zu verteilen und dadurch ein zu starkes Aufwallen unter dem Dom zu verhindern. Das Ende des wagerechten Teils ist geschlossen, während das Ende des senkrechten Teils durch eine hohle Halbkugel überdeckt ist, die den Dampf, sowie das mitgerissene Wasser abwärts werfen, zugleich aber eine Trennung beider bewirken soll. In der Blechplatte b müssen Öffnungen sein, groß genug, um das in den Dom gelangte Wasser abfließen zu lassen.

Besser noch als die Anordnung des D. im Innern des Kessels wirkt jene von zwei durch ein weites Rohr verbundenen Domen (s. Dampfdom). Der Bildung von nassem Dampf und dem Mitreißen von größeren Mengen von Wasser wird am wirksamsten vorgebeugt, wenn die Kessel in allen ihren Einzelheiten so durchgebildet werden, daß selbst bei größter Leistung die Dampfentwicklung ruhig vor sich geht (s. Lokomotivkessel).

Gölsdorf.

Abb. 181.
Abb. 181.
Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 3. Berlin, Wien 1912, S. 240.
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