Hellwag

[186] Hellwag, Wilhelm Konrad, bedeutender Eisenbahnbautechniker, geb. 18. September 1827 zu Eutin (Großherzogtum Oldenburg), studierte an der Universität in Kiel, war 1848 als Offizier im schleswig-holsteinschen Krieg gegen Dänemark in preußischen Diensten, bezog 1851 die Universität und später das Polytechnikum zu München. Nach Beendigung seiner Studien fand H. bei der schweizerischen Zentralbahn seine erste praktische Ausbildung. Im Jahre 1857 von Etzel, der damals Direktor der Franz Josef-Orientbahn war, nach Österreich berufen, war er beim Bau dieser Bahn in Ungarn als Sektionsingenieur in Verwendung. Nachdem die österreichische Südbahn die Linien der Orientbahn erworben hatte, kam H. mit Etzel nach Wien und wurde 1861 nach Innsbruck zur Bauleitung der Brennerbahn berufen. Nach Vollendung dieser Linie wurde H. von den Konzessionären der Nordwestbahn in Wien mit der Trassierung und später mit dem Bau ihrer Linien betraut. Nach Vollendung sämtlicher Linien trat er 1867 als Baudirektor in die Dienste dieser Gesellschaft. Hier blieb er bis zum Jahre 1875, wo ihm nach Gerwigs Tod die Stelle eines bauleitenden Oberingenieurs der Gotthardbahn angetragen wurde. Nach längeren Verhandlungen ließ er sich bewegen, diesen schwierigen Posten anzunehmen. Unter seiner Leitung wurden die Einzelpläne ausgearbeitet. Nachdem die bedeutenden Überschreitungen der Bausumme bekannt wurden, wurde seine Stellung eine sehr schwierige; ehe noch der Bau der Zufahrtrampen zum Haupttunnel begonnen hatte, sah sich H. zum Rücktritt von seinem Posten veranlaßt. H. strengte gegen die Gesellschaft einen Prozeß an, in dem ihm eine nicht unbedeutende Geldentschädigung zuerkannt wurde. Er kehrte nach Österreich zurück und wurde Bauunternehmer. Am 5. Januar 1882 starb H. zu Wien, kurz nachdem der große Tunnel durch den Gotthard dem Betrieb übergeben war.

H. war auch literarisch tätig und stammen namentlich folgende Abhandlungen aus seiner Feder: Eisenbahnbaunormalien für die österr. Nordwestbahn aus den Jahren 1868–1875, Leipzig 1876; Die Bahnachse und das Längenprofil der Gotthardbahn nebst approximativem Kostenvoranschlag und die Ursache der Überschreitung des Kostenvoranschlags der tessinischen Bahnen, Zürich 1876; Technische und finanzielle Vorbedingungen zur Rekonstruktion der Gotthardbahn, Zürich 1878.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 6. Berlin, Wien 1914, S. 186.
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