Herzstück

[186] Herzstück (crossing, frog; cœur; cuore o incrociamento dello scambio), eine Vorrichtung, die bei der Kreuzung zweier Schienen den Durchgang der Spurkränze ermöglicht. H. kommen bei Weichen und Kreuzungen vor. Bei einfachen Weichen ist ein einfaches H. x (Abb. 107), bei Kreuzungen, Kreuzungsweichen u.s.w. (Abb. 108) sind zwei einfache H. x, x und zwei Doppelherzstücke y, y vorhanden. Über die bauliche Durchbildung der H. s. Kreuzungen. Das H. besteht (Abb. 109) aus dem Keil k und den beiden Flügel- oder Hornschienen b, die vereinzelt auch Knieschienen genannt werden; sie sind an der Stelle e (dem Knie) geknickt. Der Keil k ist vorn abgerundet. Seine »Spitze«, die Herzstückspitze c, fällt daher nicht mit dem Schnittpunkte der Fahrkanten, der sogenannten »mathematischen Herzstückspitze« d zusammen. Die Symmetrieachse mm nennt[186] man Herzstückmittellinie, die Strecke a Herzstücklücke. Inder Regel verlaufen die Fahrkanten der H. geradlinig. Der Winkel α, den sie miteinander bilden, heißt der Herzstückwinkel oder die Neigung des H.

Er wird meist durch einen echten Bruch, zuweilen auch (z.B. in Frankreich) durch einen Dezimalbruch dargestellt. Auf vielen Bahnen, z.B. den preußisch-hessischen, den bayerischen, den württembergischen, den österreichischen Staatsbahnen, den schweizerischen Bundesbahnen u.a. entspricht dieser Bruch der Tangente des Neigungswinkels, anderwärts dagegen, z.B. in den Vereinigten Staaten von Amerika, der doppelten Tangente des halben Neigungswinkels. Beide Werte weichen bei den üblichen kleinen Winkeln wenig voneinander ab; der Unterschied beträgt z.B. bei der Neigung 1 : 9 nur 1'9''. Einzelne Bahnen drücken auch die Neigung durch den doppelten Sinus des halben Winkels aus (Baden, Frankreich). In den Vereinigten Staaten von Amerika bezeichnet man die Herzstücke durch Nummern, die dem Nenner des Bruches entsprechen, also z.B. ein H. mit der Neigung 2∙tg α/2 = 1/10 als Nr. 10 u.s.w.

Das Befahren der H. ist wegen der Unterbrechung der Fahrfläche stets mit Stößen verbunden. Um sie zu mildern, hat man H. mit beweglichen Flügelschienen, H. ohne Unterbrechung des Hauptgleises u.s.w. gebaut (s. Kreuzungen, Weichen).

Oder.

Abb. 107.
Abb. 107.
Abb. 108.
Abb. 108.
Abb. 109.
Abb. 109.
Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 6. Berlin, Wien 1914, S. 186-187.
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