Sägen

[294] Sägen (saw; scies; sege), Werkzeuge zur Herstellung von Ein- oder Durchschnitten an Werkstücken, bei denen der unmittelbare Angriff auf das Werkstück durch eine Reihe von regelmäßig hintereinander gestellten Zähnen, d. s. schmale meißelartige Schneiden, ausgeübt wird.


Zähne und Sägeblatt, d.i. der Teil, der die Zähne miteinander verbindet, sind die wesentlichen Teile einer Säge. Das Blatt erscheint entweder als bandartige Stahlschiene oder als dünne kreisförmige Stahlplatte. Hat das Blatt die Form eines endlosen Bandes, so heißt die Säge Bandsäge; Kron- oder Trommelsägen haben ein kreiszylindrisches, in sich abgeschlossenes Blatt, das diese Form vermöge der eigenen Steifigkeit zu erhalten vermag, Kreis- oder Zirkularsägen ein kreisförmiges ebenes Blatt.


Sägeblätter, die zu dünn und biegsam sind, um ohneweiters verwendet werden zu können, werden gespannt, d.h. mit den Enden in einem rahmenartigen Gestell (Sägegestell, Sägebogen) befestigt, das ein Steifziehen des Blattes gestattet. In einzelnen Fällen gibt eine große Breite oder Dicke dem Blatt die erforderliche Steifigkeit und findet ein Spannen desselben nicht statt.


Zu den wichtigsten ungespannten Sägen gehören: Die Schrotsäge (Brettsäge, Dielensäge, Spaltsäge); sie wird in lotrechter Richtung von 2 Arbeitern in Bewegung gesetzt. Die Quersäge; zweckmäßig mit einem Bauch an der Zahnseite (Bauchsäge), wird von 2 Arbeitern wagrecht geführt. Die Zugsäge ist eine Quersäge mit stark gekrümmter Zahnspitzenlinie. Der Fuchsschwanz, eine Säge mit sehr breitem Blatt und einem Handgriff; die Zähne stehen auf Stoß, d.h. die Zähne greifen an, wenn der Arbeiter die Säge von sich bewegt. Die Stichsäge (Lochsäge) ist ähnlich wie der Fuchsschwanz mit einem Handgriff versehen, jedoch von einer sehr geringen Blattbreite. Weiter sind noch zu erwähnen die Gratsäge, die Zapfensäge, die Absetzsäge u.s.w.

Die gespannten Sägen erfordern einen Rahmen, der gestattet, die Spannung des Sägeblatts hervor zubringen und zu regeln. Hierher gehören: Die Klobsäge (Fourniersäge), eine Säge mit rechteckigem Holzrahmen, in dessen Mitte das Blatt gespannt ist, sie wird von 2 Arbeitern geführt. Die Örtersäge hat ein Holzgestell, das aus einem Längen- und 2 Querteilen besteht. Letztere sind in die an den Enden des Längenteils angebrachten Schlitze eingelegt und wirken als 2armige Hebel. Auf der einen Seite sind die Enden dieser Hebel durch das Blatt, auf der andern gewöhnlich durch eine mit einem Knebel zu spannende Hanfschnur verbunden. Die Schließsäge ist der vorhergehenden ähnlich, unterscheidet sich jedoch von derselben durch durchweg kleinere Abmessungen. Die [294] Schweifsäge hat ebenfalls ein Gestell wie die Örtersäge, jedoch ein sehr schmales Blatt.

Ähnliche Sägen sind ferner die Absetzsäge und die Handsäge.

Bogensägen sind Sägen mit einem bogenförmigen eisernen Gestell. Es sind dies zumeist Sägen für Metallarbeiten.


Sägemaschinen. Bei diesen wird dem Werkzeug, d.i. der Säge, stets die Arbeitsbewegung, dem Arbeitsstück mit wenigen Ausnahmen die Schaltbewegung zugeteilt. Die Arbeitsbewegung ist hierbei entweder eine hin- und hergehende oder eine fortlaufende. Für erstere Bewegung ist die Sägemaschine nach Art einer gespannten Säge mit einem oder mehreren Blättern ausgestattet. Für die letztere Bewegung bilden die Zähne entweder die Kante eines endlosen Stahlbandes oder einer kreisrunden Stahlscheibe. Hiernach lassen sich die Sägemaschinen einteilen in Rahmensäge Maschinen, Bandsägemaschinen und Kreissägemaschinen.


Rahmensägemaschinen. Ihr kennzeichnender Teil, der Rahmen, ist entweder geschlossen und heißt dann Gatter (Gattersäge), oder einseitig offen und wird erst durch das Sägeblatt abgeschlossen (Ausschneid- oder Dekoupiersäge).

Die Gatter führen je nach Stellung und Zahl der Blätter in denselben verschiedene Bezeichnungen. Man unterscheidet: Mittelgatter (mit einem Sägeblatt in der Mitte), Endgatter (ein seitliches Blatt), Doppelgatter (2 Blätter), Bund- oder Vollgatter (mit mehr als 2 Blättern). Die Arbeitsbewegung der Gattersägen ist entweder lotrecht oder wagrecht; die Schaltbewegung erfolgt selbsttätig. Die Dekoupiersägen (hauptsächlich für die Herstellung von auf Holzplatten vorgezeichneten Schnittfiguren bestimmt) arbeiten in lotrechter Richtung; das Arbeitsstück liegt auf einem Tisch, durch dessen Mitte die Säge geht, und wird mit der Hand zugeführt.

Bandsägemaschinen. Bei diesen geht das Blatt entweder über 2 lotrecht übereinander sitzende Führungsräder oder über 3, wovon 2 lotrecht übereinander und das dritte in derselben Ebene seitwärts sitzt. Beide Arten kommen sowohl für Hand- als für Maschinenantrieb vor.

In Abb. 162 ist eine Bandsägemaschine mit 2 übereinandersitzenden Führungsrädern R1 R2 dargestellt. Das Arbeitsstück wird auf dem Tisch T ununterbrochen von Hand aus vorgeschoben; mitunter erfolgt auch ein selbsttätiger Vorschub.

Die Geschwindigkeit, die den Bandsägen gegeben wird, ist immer sehr groß (bei Dampfbetrieb 10 bis 12 m, bei Handbetrieb 3–5 m/Sek.).

Der Arbeitsverbrauch einer Bandsäge ist nach Hartig für 1 m2 Schnittfläche und die PS/Std.:


Sägen

wobei s die Schnittbreite, q das Verhältnis zwischen Sägegeschwindigkeit und Vorschub und a und b Beiwerte bedeuten (für Fichte, Eiche, Rotbuche: 0,037, 0,052, 0,062 bzw. 326, 412, 485).

Kreissägen. Das Blatt derselben ist eine an ihrem Umfang mit Zahneinschnitten versehene Kreisscheibe, die um die auf der Kreisfläche senkrecht stehende und durch den Mittelpunkt derselben gehende Achse in Drehung versetzt wird. Es kommt hierbei sowohl Hand- als Maschinenantrieb vor. In Abb. 163 a u. b ist eine Kreissäge für Holzarbeit mit Maschinenantrieb dargestellt. Das Werkstück A liegt z.T. auf dem Tisch T, z.T. auf dem Wagen W (der auf der andern Seite der Säge befindliche zweite Wagen ist in der Zeichnung weggelassen).

Die Schaltung erfolgt bei den Kreissägen teils selbsttätig, teils von Hand aus. Zuweilen wird Arbeits- und Schaltbewegung der Säge zugeteilt (Pendelsäge, schwingende Säge).

Solche Pendelsägen finden u.a. zum Abschneiden rotglühender Eisenstäbe Anwendung. Kaltsägen, d. s. Sägen zum Abschneiden dicker Eisenstangen in kaltem Zustand, werden ebenfalls als schwingende Kreissägen gebaut.

Die Umfangsgeschwindigkeit der Kreissäge für Holz kann beim Handbetrieb bis etwa 5 m, bei Maschinenantrieb 6–35 m/Sek. betragen, je nach der Dicke und dem Material des Werkstücks. Metallkreissägen haben mit Ausnahme der kleinsten stets Maschinenantrieb und dann eine sehr große Geschwindigkeit (bei einem Durchmesser von 1,5 m 60–80 m/Sek.).

Bedeutet u die minutliche Umdrehungszahl, D den Sägedurchmesser und s die Schnittbreite in mm, F die stündliche Schnittfläche in m2, so ist der Arbeitsverbrauch in PS. nach Hartig:


Sägen

wobei c für weiche Hölzer mit 14, für harte mit 28 anzunehmen ist.

Abb. 162.
Abb. 162.
Abb. 163.
Abb. 163.
Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 8. Berlin, Wien 1917, S. 294-295.
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Faksimiles:
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