Signallaternen

[51] Signallaternen (signal lamps; lanternes de signal; lanterne da segnale), die zur Hervorbringung der Lichtsignale (s. Signalwesen) dienenden Beleuchtungsvorrichtungen. Am meisten werden dabei Petroleumlampen verwendet. Aber auch elektrisches Licht, Azetylenlicht und gewöhnliche Gasbeleuchtung ist dafür in Gebrauch.

Petroleumlampen der Haupt- und Vorsignale erhalten nach vorn oder nach vorn und rückwärts parabolische Blender (Reflektoren). Bei den preußischen Staatsbahnen sollen diese Blender aus weißem Neusilber hergestellt werden. Für die Haupt- und Vorsignale werden dort 10'''-und für die Wärtersignale 8'''-Brenner verwendet. Es wird eine Brenndauer von 18[51] Stunden verlangt. Bei den gebräuchlichen Petroleumarten sollen die Laternen folgende Lichtstärken ergeben:


a) Laternen für Haupt- und Vorsignale.


Brenner mit Zylinder12 Hefnerkerzen
Vorderblender mit weißer
Glasscheibe250 Hefnerkerzen
Rückblender mit weißer
Glasscheibe110 Hefnerkerzen

b) Wärtersignallaternen.


Brenner mit Zylinder8·5 Hefnerkerzen
Blender mit weißer Glasscheibe110 Hefnerkerzen

Bei guter Wartung sind die Signallichter solcher Laternen sehr weit zu sehen.

Besonderer Wert ist auf die Sturmsicherheit der Laternen zu legen. Diese wird nach den preußischen Vorschriften bei einem bestimmten Teil der zur Abnahme bereitgestellten Lampen durch Versuche in einer Gebläsevorrichtung festgestellt.

Die farbigen Signallichter werden dadurch hervorgerufen, daß die Laternen farbige Scheiben erhalten oder daß farbige, in Rahmen gefaßte Gläser (Blenden) vor die weiße Scheibe der Laternen geschoben werden (s. Blenden der S.).

Um die S. bei den Mastsignalen an ihre richtige Stelle zu bringen, sind die Maste mit einem Laternenaufzug (s.d.) ausgerüstet.

Die elektrische Beleuchtung der S. ist bei elektrisch betriebenen Bahnen allgemein üblich; sie wird neuerdings aber auch bei anderen Bahnen, insbesondere für die Weichenlaternen vielfach verwendet.

Bei den Haupt- und Vorsignalen hat man entweder die bei Petroleumbeleuchtung übliche Anordnung, daß zur Hervorbringung der farbigen Signallichter sich farbige Blenden vor eine weißleuchtende Laterne legen, beibehalten und nur die Petroleumlampe durch eine elektrische Glühlampe ersetzt oder man hat mehrere Lampen mit verschiedenfarbigen Gläsern oder Linsen nebeneinander angebracht, von denen durch Schaltung jedesmal die aufleuchtet, die der Signalstellung entspricht.

Bei den Weichenlaternen wird in dem Weichensignalkasten statt der Petroleumlampe eine aufrechtstehende elektrische Glühlampe angebracht. Die Anordnung wird dabei meist so getroffen, daß die Glühlampe feststeht und beim Umstellen der Weiche nur der Signalkasten sich dreht.

Die elektrische Beleuchtung ermöglicht dadurch, daß im Stellwerksraum angebrachte Kontrollampen in den Stromkreis der Signallampen eingeschaltet werden, eine einfache Überwachung der Signallichter. Es ist das besonders für Haupt- und Vorsignale, die vom Stellwerk aus nicht gut übersehen werden können, von Wert. Die Gefahr, daß die Beleuchtung versagt, kann leicht dadurch auf ein sehr geringes Maß herabgesetzt werden, daß in jeder Laterne 2 Glühlampen angebracht werden, die in getrennten Stromkreisen liegen. Bei den Weichenlaternen beruht ein besonderer Vorteil der elektrischen Beleuchtung darin, daß sämtliche Weichen oder einzelne in einem besonderen Stromkreis liegende Gruppen von Weichen leicht ein- und ausgeschaltet werden können, so daß die Beleuchtung der Weichen auf die Zeit beschränkt werden kann, in der der Betrieb sie erfordert.

Bei Azetylenbeleuchtung wird das Gas den mit Schnittbrennern ausgerüsteten S. aus einer unten am Mast angebrachten Flasche durch ein dünnes Rohr zugeführt, in das ein Druckregler und ein Absperrhahn eingebaut ist. Das Anzünden der Laternen erfolgt nach Öffnung des Absperrhahns durch eine dauernd brennende Zündflamme. Neuerdings wird zu dieser Beleuchtung gelöstes Azetylen (Azeton) verwendet, das als vollständig ungefährlich gilt. Auf den schwedischen Bahnen und versuchsweise bei einzelnen Strecken der österreichischen Staatsbahnen ist die Azetylenbeleuchtung seit einiger Zeit benutzt, um ein Blinklicht zu erzeugen und hierdurch einzelne Hauptsignale vor anderen besonders hervorzuheben.

Gewöhnliches Leuchtgas wird in der auch für sonstige Beleuchtungszwecke üblichen Weise bei Weichenlaternen und anderen Kastensignalen verwendet.

Hoogen.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 9. Berlin, Wien 1921, S. 51-52.
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