Verbandszüge

[82] Verbandszüge auf Grund besonderer Vereinbarung zwischen den zu einem Verbande vereinigten Verwaltungen verkehrende Züge zur Bedienung des Verbands- oder Durchgangsverkehrs auf größere Entfernungen. Der Ausdruck findet heute kaum noch Anwendung. In Deutschland ist er nicht mehr üblich, seitdem die durch die Eisenbahnverbände (s.d.) getroffenen Vereinbarungen mehr und mehr Gemeingut aller Verwaltungen geworden sind. V. gab es früher sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr. Da auch innerhalb des Landes ein Obergang des Begleitpersonals über die Eigentumsgrenze der einzelnen Verwaltungen hinaus nicht stattfand, bei den V. aber ein solcher dringend erwünscht sein mußte, so wurden diese Züge z.T. von Beamten begleitet, die vom Verbände angestellt und besoldet wurden. Bei den Güterzügen pflegte ein Beamter – der Verbandspackmeister – den Zug auf der ganzen Fahrt zu begleiten. Für die Verbandsschnellzüge wurden in einzelnen Fällen auch die Wagen auf Kosten des Verbandes beschafft und unterhalten. Durch die Vereinigung der einzelnen Verwaltungsbezirke in der Hand des Staates oder durch die Vereinbarungen über den Wagen- und Personaldurchgang auf dem Wege des Naturalausgleichs entfielen im Laufe der Zeit die den V. anhaftenden Eigentümlichkeiten. Sie verkehren heute als Durchgangs- oder Fernzüge ohne Änderung ihrer früheren Verkehrsaufgabe.

In Deutschland war der älteste und bekannteste Verband der Norddeutsche Eisenbahnverband. Er hatte sich schon im Jahre 1848 zur Vermittlung des Verkehrs zwischen Köln, Hamburg, Berlin und Leipzig gebildet. Seine Bemühungen zur Herstellung ineinandergreifender Fahrpläne und direkter Tarife für den Personen- und Güterverkehr führten zur Einrichtung von Verbandsschnellzügen zwischen Berlin und Köln über Magdeburg – Börssum – Elberfeld, die aus Verbandswagen gebildet und vom Verbandspersonal begleitet wurden. Der Verband unterhielt ein gemeinsames Abrechnungsbureau. Die durch ähnliche Vereinbarungen geschaffenen Schnellzüge zwischen Hamburg und Stettin über Lübeck haben erst in neuerer Zeit ihre Eigentümlichkeit als V. verloren (s. Durchgangszug u. Zugbildung).

Breusing.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 10. Berlin, Wien 1923, S. 82.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: