André, Johann

[9] André, Johann. Am 1. August 1774 begründete der aus einer französischen Emigrantenfamilie stammende Johann André (geb. 1741, gest. 1799) zu Offenbach eine Notendruckerei und befaßte sich auch sofort mit Musikalienverlag. Sein Verlagskatalog wies 1797 bereits 1050 Nummern auf. Als wohlhabender Mann betrieb er sein Geschäft nicht vom rein geschäftlichen Standpunkt, sondern mehr als Liebhaberei. Goethe und Bürger waren seine Freunde, er hat eine Reihe Lieder des ersteren komponiert, des letzteren »Lenore« in Musik gesetzt und in kurzer Zeit 5 Auflagen davon verkauft. – Unter seinem Sohne Anton André (geb. 1775, gest. 1842), dem späteren Hofrat, war das Geschäft etwas zum Stillstand gekommen, wenngleich der Notendruckerei durch die Einführung der Lithographie neuer Aufschwung verliehen wurde. – Die Blüte des Geschäfts zu erreichen war August André vorbehalten. Er war zu Offenbach am 2. März 1817 geboren und nach Besuch der Latein- sowie der Venatorschen Handelsschule zu Darmstadt in das 1828 gegründete Sortimentsgeschäft seines Bruders C. A. André in Frankfurt a. M. eingetreten, wo er bis 1840 blieb. Nach der 1842 erfolgten selbständigen Uebernahme des väterlichen Geschäftes veranstaltete er eine gut ausgestattete, billige Ausgabe von Werken klassischer Meister der Tonkunst, die ihn zwar manchesmal mit anderen Verlegern hart zusammenführte, die diese neue weittragende Idee nicht begreifen konnten (vergl. die Schrift »Zwei Aufsätze, den Musikalienhändler J. A. in O. als Nachdrucker betr. Allen Recht liebenden Buch- und Musikalienhändlern geweiht von Schuberth & Niemeyer in Hamburg«). Bei ihm erschienen Musikschöpfungen von Frz. Abt, Goltermann, Marschner, Spohr u. v. a. 1880 traten Carl und Adolf A. als Teilhaber in das Geschäft ein, und 1892 folgte die Gründung eines Zweiggeschäftes in Leipzig. – August A. war unermüdlich thätig, so ließ er sich z. B. in den letzten Jahren seines Lebens ins Geschäft führen oder tragen. Er starb am 29. Oktober 1887. Seine[9] Söhne Carl und Adolf A., die 1894 auch das Geschäft ihres Onkels in Frankfurt übernahmen, führen die Handlung weiter, bestrebt, sie dauernd an der Spitze der deutschen Musikverlagsanstalten zu halten.

Quellen: Börsenblatt, Frankfurter Journal und Offenbacher Zeitung vom Jahre 1887.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 9-10.
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