Beck, Karl Gottlob

[35] Beck, K. G. Seitdem die freie Reichsstadt Nördlingen mit ihrer lebhaften Messe im Jahre 1525 in die Reihe der Buchdruckerstädte eingetreten war, blühte das Druckgewerbe in ihr mächtig auf. Eine alte, angesehene Druckerei war die 1717 gegründete Offizin[35] von G. G. Mundbach, die auch den Verlag pflegte. Um 1750 rief M. das Nördlinger Wochenblatt ins Leben.

Karl Gottlob Beck, am 22. 3. 1732 zu Johanngeorgenstadt geboren, übernahm am 9. September 1763 Mundbachs altes Geschäft für eigene Rechnung und änderte den Namen der Firma in Becksche Buchhandlung. Er hat, begünstigt durch die glückliche Geschäftslage und den ausgedehnten Kundenkreis in der besten Gesellschaft der Stadt, den umliegenden Klöstern und den reichsfürstlichen Familien der Nachbarschaft das Sortiment zu glänzender Höhe emporgehoben, dabei aber den Verlag nicht vernachlässigt. 1771 kaufte er die fürstlich Wallersteinsche Buchdruckerei, mit der er den Titel eines Hofbuchdruckers und die Verlagsbefugnis der in den fürstlichen Landen eingeführten Schul- und Gesangbücher erwarb. Schellhorn, Schöpperlin, Pahl, Zinkernagel u. a. waren seine bekanntesten Autoren. Stark und gefestigt trat das Geschäft zwar in die schweren Franzosenjahre ein, um dann aber bei Beginn der Säkularisation anhaltende Stürme durchzumachen, die ihm den Verlust der besten Sortimentskunden und auch das Schulbücherprivileg kosteten. K. G. Beck starb 1802 und seine Witwe, die ihn fast um 20 Jahre überlebte, führte die Handlung unter Leitung ihres ältesten Sohnes Carl Heinrich Beck, geb. 23. 8. 1767, fort, bis zum 1. 2. 1815, an welchem Tage der Sohn das Geschäft für alleinige Rechnung übernahm. 1819 erweiterte dieser dasselbe durch Einrichtung einer Steindruckerei und legte bald darauf den Grund zum Antiquariatsgeschäft. Carl Heinrich Beck, unter diesem Namen firmierte er, der seitdem auch beibehalten wurde, starb im 67. Jahre seines Alters, am 13. 2. 1834, als sein ältester Sohn Carl Beck, 17 Jahre alt, eben seine Lehre im väterlichen Geschäfte beendet hatte. Mit 19 Jahren übernahm Carl B. die Leitung des Geschäftes für Rechnung seiner Mutter bis zur selbständigen Uebernahme 1846. Alle einzelnen Zweige des vielseitigen Geschäftes hat er weiter ausgedehnt und entwickelt. Dem noch in geringen Dimensionen sich bewegenden Antiquariatsgeschäft führte er 1845 durch das Engagement Johann Michael Thomas', eine für diese spezielle Branche in der That seltene Kraft zu, dem sich der Ankauf einer großen Reihe umfangreicher Bibliotheken angliederte. Dem Verlage führte er bedeutende Autoren zu, die Theologen Hofmann und Wilhelm Löbe, den Kirchenhistoriker Schmid, die Liturgiker Layriz und Schlecht, den Grammatiker Fr. Bauer, Pfarrer Wucherer, der das schon unter dem Vater begründete Sonntagsblatt leitete und Bürgermeister Brater, mit dem[36] zusammen er die Blätter für administrative Praxis ins Leben rief. Die von Seminarlehrer Schmid in Eichstätt begründete Bienenzeitung wurde von Beck zuerst kommissionsweise, später in eigenen Verlag übernommen und lange Zeit mit bedeutenden Opfern weiter geführt. Carl Beck starb am 7. 12. 1852. Mit Unterstützung von Wilhelm Beck, dem jüngeren Bruder Carls und Ernst Rohmer, seit 1854 Prokurist der Handlung, führte die Witwe das Geschäft fort. Nachdem Frau Eugenie Beck 4 Jahre später sich mit E. Rohmer ehelich verband, übernahm dieser am 1. Juni 1857 das ganze Geschäft, jedoch blieb auch Wilhelm Beck weiter in demselben thätig. Im gleichen Jahre wurde die in lässige Verwaltung geratene C. Veithsche Buchh. in Donauwörth (gegr. 1734) übernommen [inzwischen ist sie am 1. 4. 1875 in den Besitz von Fr. Fick übergegangen], für welche W. Beck als Teilhaber eintrat. Seit 1878 waren die mittlerweile erwachsenen Söhne Carl und Oskar Beck, geb. 1850, als Teilhaber eingetreten und der letztere übernahm 1884, nach Rohmers Austritt die Leitung der Handlung. 1889 fand eine Teilung des Geschäftes statt. Das Nördlinger Geschäft, Sortiment, Antiquariat, Verlag des N. Anzeigeblattes und der N. Bienenzeitung ging in den Besitz von Carl und Julius Beck über. – Den Verlag verlegte Oskar Beck unter der Firma C. H. Becksche Verlagsbuchhandlung nach München, wo er eine reiche Verlagsthätigkeit entfaltete, namentlich auf den Gebieten der klassischen Philologie: Müllers Handbuch der klassischen Altertumswissenschaften 9 Bände; der Jura: Reichsgesetze mit Kommentaren und bayrische Gesetzsammlung; der protestantischen Theologie: Strack und Zöcklers Kommentar zu den heiligen Schriften in 13 Abteilungen; der Kriegsgeschichte: Kleins Fröschweiler Chronik und Hauptmann Taneras Schriften u. s. w.

Quellen: Börsenblatt 1863 uff., Denkmal zärtl. Liebe etc. Nördlingen 1834.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 35-37.
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