Franckh, Friedrich; Franckh, Friedrich Gottlob

[262] Franckh. Am 12. Juni 1822 errichtete Friedrich Franckh in Stuttgart eine Sortiments- und Verlagsbuchhandlung, in die er seinen jüngeren Bruder Fr. Gottlob Franckh (geb. 1801) als Teilhaber aufnahm.

Eines der ersten Verlagswerke der Firma »Gebrüder Franckh« waren W. Hauffs Memorien des Satans. Unter Lieferung von G. Franckh wurde dann mit der Herausgabe einer billigen Volksausgabe von Walter Scotts Romanen begonnen, und wie der Erfolg bewies, mit beispiellosem Glück. Franckh brachte das 8 Bogen starke Bändchen zu 21/2 Silbergroschen, den ganzen Roman zu 15-20 Sgr. auf den Markt, so ihn zu einem Massenartikel stempelnd.

Die im Gefolge zahllos auftauchenden billigen Romansammlungen, Klassikerausgaben u. s. w. bewiesen die Richtigkeit der Idee.

Neben populären Romanen verlegte Franckh: Fürst Pücklers Briefe eines Verstorbenen; Karl Julius Webers Briefe eines in Deutschland reisenden Deutschen; Anastasius Grüns Letzten Ritter, Spindlers Juden u. s. w.[262]

Einige verfehlte Unternehmungen zwangen die Brüder zur Trennung; 1830 verkaufte Gottlob Franckh den Verlag teilweise an die Fr. Brodhagsche Buchhandlung (seit 1848 Riegersche Verlags-Buchhandlung) in Stuttgart, in die nun sein Bruder Friedrich als Teilhaber eintrat, teils an Louis Hallberger, später Ed. Hallberger, jetzt Deutsche Verlagsanstalt in Stuttgart, teils an Carl Hoffmann in Stuttgart.

Franckh selbst siedelte nach München über und gründete dort eine Sortiments- und Verlagsbuchhandlung, die er aber bald seinem Associé G. Franz allein überließ und die jetzt als G. Franzsche Hofbuchhandlung weitergeführt, sich im Besitze von Hermann Lukaschik befindet.

Nach Stuttgart zurückgekehrt, wurde Gottl. Franckh in politische Umtriebe verwickelt und mußte seine rege Teilnahme an der bekannten Koseritzschen Verschwörung (1833) mit langjähriger Festungshaft büßen. Vom Gefängnis auf dem Hohenasperg aus gründete er in Stuttgart den Verlag der Classiker, dem als Geschäftsführer Ad. Krabbe lange Jahre vorstand, und brachte in schönen illustrierten Prachtausgaben »Don Quichote«, »Gil Blas«, »1001 Nacht« u. s. w. heraus. Dieser Verlag wurde 1839 an Dennig, Finck & Cie. in Pforzheim verkauft und kam dann in den Besitz der Riegerschen Verlagsbuchhandlung in Stuttgart.

Kaum wieder frei geworden, setzte G. Franckh sein Geschäft 1842 unter der Firma Franckhsche Verlagshandlung fort und that mit der Herausgabe des »Belletristischen Auslands« einen sehr glücklichen Griff. Diese, unter C. Spindlers Redaktion erscheinende »Kabinettsbibliothek« brachte in rascher Folge fast alle in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts bekannten Romane und Novellen des Auslandes und zählte in Kürze 15000 Subskribenten. Die Bibliothek, die bis zum Jahre 1865 fortgesetzt wurde, brachte es auf 3618 Nummern.

Dazu gesellte sich das weit verbreitete »Weltpanorama«, eine Chronik der neuesten Reisen und Abenteuer, das beliebte Spindlersche Taschenbuch »Vergißmeinnicht«, Scheibles Kloster, Werke von Carrière, H. Kurz, F. Löwe, L. Pfau, H. Rau, Johs. Scherr u. v. A.

G. Franckh starb 1845. Sein Bruder Friedrich Franckh führte das Geschäft weiter. 1845 begann das großangelegte Unternehmen »Encyklopädie der Wissenschaften und Künste«, redigiert von Dr. Grieb und Johann Scherr, an dem die bedeutendsten[263] Fachgelehrten der damaligen Zeit mitgearbeitet, und von dem einzelne Monographien, so Schweglers Geschichte der Philosophie (15 Auflagen = ca. 75000 Exemplare) und Scherrs Weltlitteratur (10 Auflagen = ca. 60000 Exemplare) sich bis heute in ungeminderter Lebenskraft erhalten haben und zum eisernen Bestand der deutschen Litteratur zählen.

1865 starb Friedrich Franckh, nachdem das Geschäft bereits im Jahre 1861 an G. Leins und Carl Conradi übergegangen war, welche die beliebtesten Romane aus dem »Belletristischen Ausland« wie: A. Dumas, Bremer, Flygare-Carlén, M. S. Schwartz, Bell u. s. w. in besserer Ausstattung brachten.

Nach dem Austritt von G. Leins im Jahre 1871 übernahm C. Conradi, Gründer des ersten Barsortiments in Stuttgart (seit 1872 im Besitz der Herren A. Koch & Comp.), die Firma, nachdem er von A. Kröner Teile des A. Becherschen Verlags (Viehoffs bekannte Dichterbiographien und Kommentare etc.) dazugekauft hatte, die er ebenso wie die populärwissenschaftlichen Werke des Franckhschen Verlags unter seinem eigenen Namen Carl Conradi vertrieb.

1893 übernahmen W. Keller und E. Nehmann das gesamte Geschäft, das sie unter der Firma: Franckhsche Verlagshandlung W. Keller & Co. fortführen.

1895 erschien die erste illustrierte Ausgabe von Scherrs Weltlitteratur und begann die Herausgabe der Sammlung Franckh, einer Bibliothek guter Novellen und Romane in schöner Ausstattung und illustriert von ersten Künstlern, die 1902 25 Nummern zählte, darunter Werke von P. Heyse, d'Annunzio etc.

1897 wurde der Verlag von C. Malcomes in Stuttgart, dazu gekauft und die ehemals im Verlag der Hoffmannschen Verlagsbuchhandlung in Stuttgart, erschienenen klassischen Romane von Bulwer, Cooper, Dickens, Scott erworben, um dieselben in neuer zeitgemäßer Ausstattung als »Stuttgarter Ausgaben klassischer Romane« erscheinen zu lassen. Ferner wurden neue illustrierte Ausgaben von Sue, Pariser Mysterien und Dumas berühmtem Graf von Monte Christo veranstaltet. 1899/1900 wurde Tolstois Auferstehung in ca. 25000 Exemplaren verbreitet und mit der Herausgabe der übrigen Tolstoischen Werke begonnen. 1901/2 erschien eine illustrierte und bis zur Gegenwart fortgesetzte Ausgabe von Vehses Geschichte des preußischen Hofes. 1898 nach dem Tode Bismarcks erschien das innerhalb 14 Tagen hergestellte und in Riesenauflagen verbreitete Heft »Bismarck in der französischen Karrikatur«, das[264] dann bis zum Schlusse des Jahres zu dem Werke, »Bismarck in der Karrikatur« ausgebaut wurde und auf dem Gebiete der seitdem zahlreich erscheinenden Werke über Karrikaturen mit bahnbrechend gewirkt hat.

Quellen: Verlagskatalog 1897; Chezi, Aus meinem Leben, 3 Bdchen., Schaffhausen 1864.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 2. Berlin/Eberswalde 1903, S. 262-265.
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