Bergstraeßer, Arnold

[53] Bergstraeßer, Arnold. Arnold Bergstraeßer war am 3. Oktober 1841 auf Schloß Breuberg im Odenwald als Sohn eines Rentamtmanns geboren. Bergstraeßers Mutter zog bald nach dem Tode ihres Mannes nach Darmstadt. Dort besuchte B. zunächst die katholische Volksschule, kam alsdann in das Schmitzsche Institut, das für besser galt, als das staatliche Gymnasium. 1852 trat er in die Realschule über, die er im Herbst 1857, noch nicht ganz 16 Jahre alt, absolvierte.

Mit großer Liebe zum Soldatenstand beseelt, trat er am 1. Oktober 1857 bei der Leibkompagnie des 1. Infanterie-Regiments in Darmstadt ein.

Als Offizier wurde B. 1863 zum Generalstabe der hessischen Division kommandiert. Sein innigster Wunsch war, die Kriegsakademie in Berlin besuchen zu können, und er glaubte – trotz der entgegenstehenden politischen Verhältnisse – dazu gelangen zu können, wenn er sich wissenschaftlich darauf vorbereitet haben würde. Er erwirkte zunächst im Herbst 1865 einen längeren Urlaub und benutzte diesen zum Besuche der polytechnischen Hochschule in Zürich, wo er in die Ingenieurabteilung eintrat. In Zürich kam er in Verkehr mit hervorragenden Männern, wie Bolley, Scherr, Billroth, Hildebrand (dem Bruder des Florentiners), Semper, Herwegh und Rüstow. 1866 zum Oberleutnant ernannt, trat er wieder in die Leibkompagnie des 1. Regiments ein und erhielt in dem Gefecht bei Frohnhofen eine Verwunderung, deren langsame Heilung ihn den Abschied nehmen ließ.

Bei seiner Neigung zu litterarischen Beschäftigungen wandte er sich dem Buchhandel zu und trat 1866 in das Geschäft seines Schwiegervaters J. P. Diehl (gest. 12. 4. 1887 im 73. Lebensjahr) in Darmstadt ein. Seine Wanderjahre führten ihn zunächst nach München in die G. Franzsche Hofbuchhandlung, dann nach Leipzig zu Franz Köhler sen., für kurze Zeit nach Berlin, und dann im Sept. 1868 in die Diehlsche Buchhandlung zurück. Am 1. Januar 1869 übernahm er das Sortimentsgeschäft seines Schwiegervaters für eigene Rechnung. Durch seine Beziehungen zur polytechnischen Hochschule wurde er auch auf den Verlag hingelenkt, und das im Jahre[53] 1879 begonnene Handbuch der Architektur ist eines der wertvollsten Werke der gesamten technischen Fachlitteratur.

Bergstraeßers Name ist mit der Entwicklung der buchhändlerischen Verhältnisse der letzten 25 Jahre eng verknüpft, insbesondere hat er große Verdienste um das Zustandekommen der buchhändlerischen Verkehrsordnung, der Verlags- und Restbuchhandelsordnung; lange Jahre gehörte er dem Börsenvereinsvorstand an und hat als solcher wesentlich zur Förderung der Vorarbeiten für Revision des inzwischen geänderten Urheberrechts beigetragen.

Nach seinem am 5. 1. 1897 erfolgten Tode gingen die Haupt-Werke seines Verlages an Alfred Kröner in Stuttgart über.

Der übrige Verlag verblieb im Besitze der Sortimentsfirma Arnold Bergstraeßers Hofbuchhandlung in Darmstadt, deren Besitzerin Frau E. verw. Bergstraeßer ist.

Quellen: Börsenblatt 1897.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 53-54.
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