Dahl, Johan

[163] Dahl, Johan. Johan Dahl wurde am 1. Januar 1807 in Kopenhagen geboren und trat bereits in seinem 15. Jahr als Lehrling in die Gyldendalsche Buchhandlung ein. In dem Hause seines Prinzipals Jacob Deichmann kam er mit der Mehrzahl der litterarischen Größen, die zu jener Zeit in Kopenhagen lebten, in Berührung und namentlich machte er hier Oehlenschlägers Bekanntschaft, die einen höchst innigen Charakter annahm. 22 Jahre alt, kam Dahl nach Christiana in das Geschäft des Buchhändlers Cappelen; bereits einige Jahre später setzte sein früherer Prinzipal ihn in den Stand, ein eigenes Geschäft zu gründen, er errichtete 1832 seine Buchhandlung.

Dahl war kein gewöhnlicher Mann, der nur seine Geschäfte betrieb, um Geld zu verdienen, sondern er unterstützte mit größter Uneigennützigkeit jüngere Verfasser, wie die damals selbst im eigenen Lande noch wenig bekannten B. Björnson, H. Ibsen etc., indem er ihre Arbeiten verlegte, wenn er auch einsah, es werde eine lange Zeit vergehen, bis er seine Ausgaben gedeckt sehen werde. Als Dahl 1857 sein 25jähriges Jubiläum als Buchhändler feierte, hatte er bereits die für jene Zeit und für den geringen Leserkreis bedeutende Summe von 150000 Speziesthaler (600000 Mark) auf seinen Verlag verwandt.

Als Dahl seine Wirksamkeit in Christiania begann, standen sich die politischen und litterarischen Parteien im Lande schroff gegenüber. Die Konservativen wurden vom Dichter Wergeland geführt, während der Dichter Welhaven an der Spitze des Fortschritts stand. Dahl gab 1834 ein freisinniges Blatt »Die Dämmerung« (Dämringen) heraus, sein Geschäft wurde allgemein als das Hauptquartier, der Leiter der Fortschrittspartei betrachtet und wurde dadurch natürlich in die täglichen Kämpfe unwillkürlich hineingezogen und oftmals zum Gegenstand groben Geschützes von Seiten der Wergelandschen Partei gemacht, was Dahl aber kaum ernst nahm, denn als Wergeland eine Bluette »Der Papagei« geschrieben hatte, die Dahl lächerlich machen sollte, erbot sich Dahl, dieselbe in seinen Verlag zu nehmen, ein Anerbieten, das Wergeland in der That acceptierte. 1835 wurde mit der Herausgabe der politischen Zeitung »Der Constitutionelle« begonnen, welche 8 Jahre von ihm unter Leitung[163] der ersten Gelehrten fortgesetzt wurde und auf deren Herausgabe er 60000 Speziesthaler verwandte. Später stiftete er die Lesegesellschaft »Athenäum«, und 1836 gab er Veranlassung zur Errichtung des ersten norwegischen Kunstvereins.

1875 übergab er sein Geschäft H. Efterfölger, der es unter der Firma Dahls Nachfolger fortführte.

Quellen: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 1875.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 163-164.
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