Peters, C. F.

[766] Peters, C. F. Am 1.12.1800 eröffneten Franz Anton Hoffmeister und Ambrosius Kühnel gemeinschaftlich unter der Bezeichnung »Bureau de Musique« einen Musikalienverlag in Leipzig und wurden hiermit die Begründer der nachmaligen Firma C. F. Peters. Nur vier Jahre blieben die beiden Männer zu gemeinsamer Tätigkeit vereinigt; Hoffmeister trat aus, während Kühnel bis zu seinem, am 18.8.1813 erfolgten Tode das Geschäft allein weiterführte. Seine Erben verkauften es an den Buchhändler Carl Friedrich Peters, der ihm den Namen »Bureau de Musique von C. F. Peters« gab. Peters starb am 20.11.1827 und hinterließ das Geschäft seiner Tochter Anna, von der es am 1.11.1828 Carl Gotthelf Siegmund Böhme erwarb, der ihm bis zu seinem am 20.7.1855 erfolgten Tode vorstand. Durch eine von Böhme testamentarisch verfügte Bestimmung, daß die Handlung »durch Verkauf kapitalisiert und der daraus entnommene Erlös auf die Errichtung einer Wohltätigkeitsstiftung verwendet werden solle«, die Verwaltung dieser Stiftung aber einem aus fünf Personen bestehenden Ausschuß übertragen werden sollte, über den dem Rat der Stadt Leipzig die Oberaufsicht zugestanden wurde, machte es sich nötig, da der Verkauf nicht übereilt zu werden brauchte, daß der Ausschuß die Handlung vorläufig als Eigentum übernahm und dem damaligen Geschäftsführer A. Th. Whistling besondere Prokura erteilte. Erst am 21.4.1860 ging die Handlung wieder an einen alleinigen Besitzer, und zwar an den Buch- und Musikalienhändler Julius Friedländer aus Berlin über. Drei Jahre später trat Dr. Max Abraham aus Danzig als Teilhaber in den Verlag ein, um am 1.4.1880 alleiniger Besitzer der Handlung zu werden. 1894 nahm Dr. Abraham seinen Neffen Henri Hinrichsen aus Hamburg als Sozius auf, der nach dem am 8. Dezember 1900 erfolgten Tode seines Onkels alleiniger Inhaber der Firma wurde.

Vom Beginn des Bestehens der Firma an war es das Bestreben ihrer Leiter, Werke von ersten Meistern der Tonkunst in ihren Verlag zu nehmen, und so ist denn bereits hinter den Verlagsnummern 1, 2, 5, 7 und 9 kein geringerer Name als der Mozarts[766] zu finden. Sebastian Bach, Beethoven, Händel, Haydn, Gluck, Kreutzer, Maurer, Rode und Viotti folgen. Jedoch erst in den sechziger Jahren erfolgte der ungeahnte Aufschwung des Verlages durch die Herausgabe der wohlfeilen Ausgaben der großen Meisterwerke unter dem Gesamttitel »Edition Peters«. Ermöglicht wurde dieses Unternehmen durch die Erfindung der Schnellpresse, mit deren Hilfe man die großen Auflagen erheblich billiger und nicht minder gut herzustellen vermochte. Die ersten litographischen Schnelldruckpressen wurden von G. Sigl in Wien und Berlin gebaut und sind zuerst von dem Begründer der größten bestehenden Offizin für Notenstich und Notendruck, C. G. Röder in Leipzig, für den Notendruck eingerichtet worden.

Den Ausgaben der klassischen Instrumental- und Vokalwerke folgten die Veröffentlichungen von Opernpartituren zu: Orpheus, Josef in Ägypten, Weiße Dame, Jessonda, Genoveva, Lustige Weiber, Hans Heiling und Zar und Zimmermann. Hat die Edition Peters es von jeher für ihre besondere Aufgabe angesehen, die Werke der älteren Meister in möglichst vollständiger Zahl und in korrekten Ausgaben zu veröffentlichen, so betrachtete sie es auch als ihre Pflicht, sich nicht gegen das moderne Schaffen zu verschließen. Die Werke des größten nordischen Komponisten Edvard Grieg liegen vollständig vor. Ferner sind u.a. in dem Verlage vertreten: Brahms, Wagner, Liszt, Jensen, Raff, Franz, Rubinstein, Reinecke, Scharwenka, Vieuxtemps, Sitt, Sinding, Wolf und Reger.

In engster Beziehung zur Edition Peters steht die Musikbibliothek Peters. Dieses 1894 von Max Abraham gegründete und laut testamentarischer Bestimmung nach seinem Ableben von der Stadt verwaltete Institut steht als musikalische Privatbibliothek in Deutschland noch einzig da. Wenn durch Max Abrahams ganze verlegerische Tätigkeit ein ideeller Zug geht, so ist diese seine Schöpfung eine völlig ideale und zugleich ein bleibendes, ehrendes Denkmal für den Gründer.

Quellen: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 1900 (Kiesling).

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4. Berlin/Eberswalde 1907, S. 766-767.
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