Rieger, L. F.

[823] Rieger (Stuttgart). Im Jahre 1835 begründeten L. F. Rieger und F. G. Schulz unter der Firma L. F. Rieger & Comp. in Stuttgart eine Verlagsbuchhandlung. Der erste Verlagskatalog der jungen Firma wurde zur Michaelismesse 1838 herausgegeben, zu welchem Zeitpunkte Schulz schon wieder aus der Firma ausgetreten war. Von Anfang war der Kunstverlag von dem rasch emporblühenden Geschäfte besonders gepflegt worden; er war 1838 bereits so umfangreich geworden, daß er unter der besonderen Firma L. F. Riegers Kunstverlag in Leipzig vertrieben wurde. Genannter erster Verlagskatalog verzeichnet Schriften aus allen Gebieten, darunter: Büchele, Vaterlandskunde;[823] Canovas Werke; F. v. Gentz ausgew. Schriften; Gförer, Gustav Adolf; die vielen geschichtlichen Schriften Dr. Groß-Hoffingers; eine Uebersetzung der Werke Victor Hugos von Seybold; desgleichen eine solche von Paul des Rocks Romanen von Elsner; C. v. Rottecks Schriften usw.

1842 überließ Friedrich Franckh die Brodhagsche Buchhandlung in Stuttgart an J. Scheible und L. F. Rieger, welche nunmehr ihre Firmen damit vereinigten und Paul Sattler in das neue Geschäft Scheible, Rieger & Sattler aufnahmen. Als 1848 diese Verlagsbuchhandlung an Adolph Benedict käuflich überging, wurde die von da ab verbliebene Firma Riegersche Verlagsbuchhandlung wiederhergestellt. Das seit einigen Jahren in kleinem Umfange betriebene Sortimentsgeschäft war bereits 1843 an Adolph Becher übergegangen.

Bis zum Jahre 1869, in welchem Jahre Benedict das Verlagsgeschäft an Ludwig Ebner in Firma Ebner & Seubert abtrat, hat die Handlung eine reiche Verlagstätigkeit entfaltet. Wir nennen nur: B. Auerbach; Brommes Geographie Nordamerikas; K. v. Eckartshausens religiöse Schriften; J. Freiherr v. Eichendorff; Fr. Baron de la Motte Foque; Ferd. Freiligrath; die von A. Lewald herausgegebene weitverbreitete Zeitschrift »Europa«; Blumenhagens sämtl. Schriften; Jung-Stillings Werke; technologische Schriften von Poppe; Schmidlins Küchengärtnerei; ein 18 Bände umfassendes Volks-Conversations-Lexikon; die 1843 begonnenen, bis 1849 in 300 Teilen erschienenen »Wochenbände für das geistige und materielle Wohl des deutschen Volkes«; Springers Handbuch der Kunstgeschichte (1855); sowie endlich neben Romanübersetzungen aus fremden Sprachen ein umfangreicher Verlag von Jugendschriften. Unter diesen sind uns in unserer Jugend viele lieb und vertraut geworden. Es sei nur erinnert an 1001 Nacht, Der letzte Mohikaner, Hauffs Lichtenstein, Eulenspiegel u. v. a. m.

1874 verkaufte Ebner das Geschäft an Wilhelm Brecht, der einen großen Teil des Verlags später an die Gebrüder Kröner abtrat, während der übrige Verlag sich zersplitterte (an Albert Koch & Co. in Stuttgart u. a.).

Quellen: Verlagskataloge 1838, 1844, 1849, 1857, 1866, 1875, 1877.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 5. Berlin/Eberswalde 1908, S. 823-824.
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