Rynmann, Johann

[839] Rynmann, J. Johann Rynmann wurde zu Oehringen, der Residenzstadt einer der damals gräflich Hohenloheschen Linien mutmaßlich in den sechziger Jahren des fünfzehnten Jahrhunderts geboren. 1498 hatte er schon: »etliche Jare ein Henndel vnnd gewerbe mit gedruckten buchern vnnd anderm In vßwendig konnigreichen vnd Nationen, auch In Nidern vnd Hohen Teutzschen Landen gefurt.« Rynmanns Geschäfte können daher schon 1498 keineswegs mehr unbedeutend gewesen sein, da sein Wirkungskreis so ausgedehnt war, daß er sogar die Grenzen Deutschlands überschritt.

Durch Geldopfer löste er seine drückenden Verhältnisse in Oehringen und wanderte nach Augsburg aus. Mit Rynmanns Uebersiedelung nach dieser mittelalterlichen Handelsstadt begann nun erst die größere Ausdehnung und Blüte seines Geschäftes. Nicht[839] mehr durch drückende Verhältnisse eingeengt, konnte er seinem Unternehmungsgeiste freieren Spielraum lassen, dabei unterstützt von vollkommen ausreichenden Mitteln. Schon 1498 zeigt er sich als wohlhabender Mann, der, ohne seine liegenden Gründe anzugreifen, im Stande war, für seine Freisprechung von der Leibeigenschaft die für die damalige Zeit sehr bedeutende Summe von 800 Gulden zu entrichten. Auf seinen verschiedenen Geschäftsreisen hatte er die beste Gelegenheit gehabt, die literarischen Bedürfnisse des Publikums kennen zu lernen und war dadurch in den Stand gesetzt worden, seine Spekulationen denselben besser anzupassen, als mancher andere Buchführer und Buchdrucker. Sein Verlag zeigt daher auch Werke aus allen Fächern der Wissenschaften, wenn er gleich die klassische und die schnell emporblühende philologische Literatur fast ganz vernachlässigte und obwohl die theologische Literatur, namentlich homiletische und asketische Werke, bedeutend überwiegen. In dem Vertriebe dieser letzteren Schriften bestand sein Hauptgeschäft, und daß er für seine Zeit und seinen nähern Wirkungskreis richtig spekuliert hatte, beweisen die wiederholten Auflagen, die von der Mehrzahl derselben notwendig wurden.

Rynmann beschäftigte für seinen bedeutenden Verlag nicht allein die Pressen von Augsburger Buchdruckern, wie Johann Ottmar, Sylvan Ottmar und Erhard Oeglin (Ocellus), sondern er ließ auch außerhalb Augsburgs drucken, und Jacob von Pfortzheim in Basel, Renatus Beck in Straßburg, Georg Stuchs und Hieronymus Hölzel in Nürnberg, Peter Lichtenstein (Levilapis) in Venedig erhielten mehrfach Aufträge von ihm. Vor allen war es aber Heinrich Gran in Hagenau, der für Rynmanns Verlag tätig war und ihm seine Pressen fast ausschließlich widmen mußte. Bei der überwiegenden Zahl von Werken, welche Heinrich Gran für Rynmann im Verhältnis zu anderen Verlegern druckte, dürfte fast die Vermutung gerechtfertigt erscheinen, als ob sämtliche Erzeugnisse der Granschen Pressen, die nicht ausdrücklich den Namen eines anderen Verlegers tragen, für Rechnung Rynmanns gedruckt wurden, zumal auch die Tätigkeit Heinrich Grans sehr bald nach dem letzten Auftreten Johann Rynmanns ihr Ende erreichte.

Bis zum Jahre 1522 setzte Rynmann seine geschäftliche Tätigkeit fort, obwohl die drei letzten ein auffallendes Erschlaffen erkennen lassen. Vermutlich erfolgte auch 1522 sein Tod, denn nach dieser Zeit findet sich weiter kein Verlagsartikel von ihm. Sein Wirken in Augsburg war übrigens von dem nachhaltigsten Einfluß auf die Entwicklung des dortigen Buchhandels gewesen. Seit seiner Uebersiedelung dorthin entfaltete sich, jedenfalls durch sein Beispiel angeregt,[840] zu Augsburg ein reges Leben im Buchhandel; eine Menge von allerdings größtenteils nur kleinen Buchführern, insofern man nämlich nur nach ihren bekannten Verlagsartikeln urteilen kann, tauchte auf, darunter auch Wolfgang Präunlein. Er war anscheinend der Schwiegersohn Johann Rynmanns und hat dessen Geschäfte fortgesetzt. Er hatte nämlich zufolge der beiden Grabschriften, die sich in der Kirche zu Oehringen befinden, eine Agathe Rynmann zur Frau. Bis ungefähr zum Jahre 1556 betrieb Präunlein den Buchhandel zu Augsburg, muß sich aber schon dann nach Oehringen begeben haben, wo er 1558 gestorben ist.

Kirchhoff zählt im ganzen 145 Verlagsartikel von Rynmann auf, worunter sich große und bedeutende Werke befinden.

Quellen: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel 1850 (Kirchhoff); vergl. Artikel Pantzschmann.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 5. Berlin/Eberswalde 1908, S. 839-841.
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