Schulz, Otto August

[873] Schulz, O. A. Otto August Schulz wurde am 2. Oktober 1803 zu Leipzig geboren. Er besuchte die dortige Ratsfreischule und widmete sich dann dem kaufmännischen Berufe. Mit Ablauf seiner Lehrzeit quittierte er auch die bisherige Tätigkeit. Durch Vermittelung seines früheren Lehrchefs erhielt er ein Unterkommen bei dem bekannten Leipziger Verleger Joh. Friedr. Gleditsch, in dessen lebhaftem Geschäftshause er sich eine tüchtige buchhändlerische Vorbildung erwarb. Schulz, der kaum die kaufmännische Lehrzeit beendet hatte, begann hier nochmals eine 4jährige buchhändlerische Lehrzeit. Nach seinem Austritte aus dem Gleditschschen Hause arbeitete er als Gehülfe bei Leop. Voß, Breitkopf & Härtel und endlich bei F. A. Brockhaus in Leipzig. In letzterem Hause wirkte er als Herausgeber des bekannten »Heinsiusschen Bücherlexikons« und nebenbei zugleich betrieb er auch die ersten selbstständigen buchhändlerischen Geschäfte als Auktions-Kommissionär. Als man eines Redakteurs zu dem neubegründeten Buchhändler-Börsenblatte bedurfte, übernahm diesen Posten Schulz. Mit allem Eiser widmete er sich dem neuerstandenen Organe; aber der an Freiheit gewöhnte Mann ertrug nicht lange die vielseitig bedrückte und gehemmte Tätigkeit; bereits nach einem halben Jahre legte er freiwillig sein schwieriges Amt wieder nieder, sich wieder ganz literarischen arbeiten widmend. Damals schrieb Schulz seine Abhandlung »Der Buchhandel« für »Schiebes Universallexikon der Handlungswissenschaften«, sowie zur vierten Säkularfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst seine »Geschichte der Buchdruckerkunst«. Während dieser Zeit reifte auch in Schulz der Plan zur Herausgabe des »Adreßbuchs für den deutschen Buchhandel«. Der erste Jahrgang dieses äußerst brauchbaren Handbuchs erschien 1839 und fand sofort die wohlverdiente Würdigung. Der Absatz war ein sehr befriedigender und ermunterte zur Fortsetzung. Mit dem Adreßbuch trat Schulz in die Reihe der selbständigen Buchhändler ein. 1839 assoziierte sich Schulz mit seinem Schwager Theodor Thomas unter der Firma Schulz & Thomas. Bereits nach einem Jahre trennten sie sich in freundschaftlicher Weise. Schulz widmete sich nun neben seinem Verlag vorwiegend dem Buchhändler Adreßbuch, blieb nebenbei noch literarisch tätig und beschäftigte sich in sehr erfolgreicher Weise auch mit dem Antiquar und Autographenhandel. Die Zunehmende Entwicklung seines Adreßbuchs. Ferner der Erhöhte Umfaßt im Antiquarhandel, sowie der Ankauf des Kerstenschen (vorher S. Schmerber) Verlages in Frankfurt, wozu sich eine Anzahl neuer sehr gangbarer Verlagsartikel gesellte, darunter Feller & Odermanns Kaufmännische Arithmetik, und »Günther & Schulz, Handbuch für Autographensammler« verschafften der Handlung eine ansehnliche Ausdehnung, bürdeten Schulz[873] aber eine Arbeitslast auf, der für die Dauer auch die kräftigste Natur nicht hätte widerstehen können. Mitten im rüstigsten Alter, am 11. November 1860, 57 Jahre alt, wurde er ein Opfer seiner Berufspflicht. Erwähnt sein noch, daß Schulz zusammen mit Eduard Avenarius den »Leipziger Buchhandlungs-Gehilfen-Verein« gründete.

Die nunmehrige Geschäfts-Inhaberin, Emma verw. Schulz, übertrug die Leitung des Geschäftes ihrem damals einzigen, noch unmündigen Sohne Johannes Otto Hermann Schulz. 1867 übernahm letzerer dasselbe für alleinige Rechnung. Seit 1861 lag die Bearbeitung des Adreßbuchs in seinen Händen. Mit dem 51. Jahrgang ging das Adreßbuch käuflich in den Besitz des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler über.

1896 verkaufte Schulz den gesamten Verlag an Gottwalt Schiller, während er den Autographenhandel unter der alten Firma fortsetzte.

Quellen: Börsenblatt f. d. deutsch. Buchhandel 1860, 1896.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 5. Berlin/Eberswalde 1908, S. 873-874.
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