Wilde, Joachim

[1047] Wilde, J. Joachim Wilde, der Sohn eines Bierbrauers, wurde am 17. Mai 1601 zu Wesenberg in Mecklenburg[1047] geboren. Schon mit 15 Jahren verließ er seine Vaterstadt und kam nach mehrjährigem Aufenthalt in Pommern, Brandenburg und der Niederlausitz nach Bautzen, wo er drei Jahre lang das Gymnasium besuchte. Dann ließ er sich in Halle und Magdeburg »in vornehmer Leuthe Geschäfften« gebrauchen und kehrte schließlich nach Hause zurück. Durch Empfehlung erlangte er eine Buchhalterstelle bei dem Buchhändler Johann Hallervord in Rostock.

Johann Hallervord, ein Küsterssohn aus Menslage bei Osnabrück, war 1581 geboren, erhielt eine gelehrte Schulbildung und ließ sich 1603 an der Universität zu Rostock immatrikulieren. 1609 finden wir ihn in dem Buchladen tätig, den Lorenz Albrecht aus Lübeck in Rostock begründet hatte. Er heiratete auch dessen Tochter und machte sich bald darauf selbständig, indem er zusammen mit Michael Scheiterer den Buchladen übernahm. Vermuthlich trennten sich die beiden Teilhaber schon 1614, Hallervord führte sein Verlags- und Sortimentsgeschäft allein fort. Er beschäftigte einheimische und auswärtige Pressen und begründete in den Jahren 1613-45 einen umfangreichen Verlag. In diesem Zeitraum hat er nicht weniger als 943 Novitäten auf den Markt gebracht. Der größte Teil seiner Verlagsbücher ist in lateinischer Sprache gedruckt. Er pflegte Naturwissenschaften, Jurisprudenz, schöne Künste, vor allem aber Theologie. Auch Musikalien und Musikschriften weist sein Verlag auf. Hallervord starb am 23. März 1645, sein Geschäftsnachfolger wurde sein Schwiegersohn Joachim Wilde.

Wilde war im Geschäfte seines Schwiegervaters anfänglich als Reisender tätig und besuchte als solcher neben den Messen zu Leipzig und Frankfurt a. M. noch Holstein, Bremen, Ost- und Westfriesland, Schweden, Livland und Kurland, später auch Holland. Nach Uebernahme der Hallervordschen Buchhandlung entwickelte auch er eine große Verlagstätigkeit. In den Meßkatalogen von 1646-70 zeigte er nicht weniger als 285 Novitäten an, unter denen Erbauungsbücher wie diejenigen von Heinrich Müller (Himmlischer Liebeskuß, Herzensspiegel etc.) eine große Rolle spielten.

Bei seinem am 8. Februar 1670 erfolgten Tode war sein Sohn Joachim Wilde (II) noch nicht 18 Jahre alt, sodaß die Buchhandlung bis 1682 durch Geschäftsführer verwaltet werden mußte. 1683 übernahm es Wilde II, hatt es aber nicht auf der alten Höhe erhalten können. Bis 1732, in fast 50 Jahren, hat er nur 54 Werke an die Oeffentlichkeit gebracht. Das Geschäft verfiel und erlosch nach Wilde's im Oktober 1737 erfolgtem Tode ganz.

Quellen: Archiv f. Gesch. des deutsch. Buchhandels Band 9, 17, 18, 19.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 6. Berlin/Eberswalde 1908, S. 1047-1048.
Lizenz:
Faksimiles: