Willer, Georg

[1049] Willer, G. Der Augsburger Buchhändler Georg Willer ist bekannt als Begründer des ersten Frankfurter Meßkataloges, der im Jahre 1564 erschien, nachdem Anfänge zu derartigen Verzeichnissen schon vorher, so z.B. durch Stephan Roth im Jahre 1544, gemacht waren.

Der Frankfurter Meßkatalog verdankt sein Entstehen einem geschäftlichen Bedürfnis Willers, der für eigene Rechnung Lager von Büchern fremden Verlags hielt und auch außer den jährlichen Messen an kleinere Geschäftsleute, wie auch an Private lieferte. Willer unterhielt eine Filiale in Tübingen und hatte einen Faktor in Wien. Als Vertriebsmittel druckte und verbreitete er Kataloge derjenigen Bücher, welche von ihm auf der Frankfurter Messe »ad exterorum Bibliopolarum, omniumque rei Literariae Studiosorum gratiam et usum coëmpti« waren, wie es auf dem Titel seines ersten Meßkataloges heißt, und die er nun neben älteren Werken seines Lagers zum Verkauf darbot (venales expositi Augustae in officina libraria Georgij Vvilleri). Dieser erste Meßkatalog wurde in der Herbstmesse des Jahres 1564 ausgegeben und enthielt auf 10 Blättern in Quartformat 256 Büchertitel nach den Wissenschaften eingeteilt. Eine Angabe über den Drucker des ersten Kataloges fehlt; doch wird auf dem Titel Willer als Verlager genannt. Dieser Katalog erschien in der Zeit vom Jahre 1564-1627 ununterbrochen jährlich zweimal, zur Fasten- und zur Herbstmesse; nur in den beiden Fastenmessen 1566 und 1567 fiel er aus. Den Druck besorgten dreißig Jahre hindurch die Frankfurter Buchdrucker Peter Schmidt, Georg Rabe, Nicolaus Basse und Martin Lechler; vom Jahre 1599 ab, wo höchst wahrscheinlich der Druck in Frankfurt von dem Rate daselbst nicht mehr gestattet wurde, übertrug man die Herstellung auswärtigen Druckern, wie Nicolaus Erbenius in Lich, Cornelius Sutorius in Ursel bei Frankfurt, David Francke und Michael Stör in Augsburg. In den Katalogen bis zum Jahre 1590 werden schon 14113 Büchertitel genannt; im genannten Jahre allein erschienen 875 Schriften, mithin beinahe viermal so viel als im Jahre 1564.

Neben diesem Willerschen Katalog erschien vom Jahre 1577 ab noch ein anderer, ebenfalls von Augsburger Buchhändlern herausgegeben, und zwar bis zur Herbstmesse 1580 von den Erben des Johann Portenbach und Tobias Lutz gemeinschaftlich, von da ab von dem letztgenannten zusammen mit Hans Georg Portenbach bis 1590. Diese beiden trennten sich dann, und es gab nun jeder derselben einen Katalog heraus.[1049]

Das umfangreiche Geschäft Willers in Augsburg, das sich inzwischen durch eigene Niederlassungen in München, Ingolstadt und Freiburg ausgedehnt hatte, wurde von Willers Söhnen Georg und Elias Willer fortgeführt, wie es scheint bis Ostern 1598. Am 8. April d. J. kaufte Elias Willer die Buchhandlung von Johann Wolf Wiederhold in Frankfurt a. Main, wo er bis zum Jahre 1602 geblieben zu sein scheint.

Das Signet Georg Willers in Augsburg bestand von 1560 bis 1592 in einer Cypresse mit Früchten und dem Spruchbande: Honor erit huic quoque pomo.

Quellen: Kapp, Buchhandel Band I; Archiv f. Gesch. d. deutschen Buchhandels Band II, VI, VII, IX, XI; Börsenblatt f. d. deutschen Buchhandel 1885; Lessing, G. W. in Lessings Kollektaneen, 2. Teil

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 6. Berlin/Eberswalde 1908, S. 1049-1050.
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