Comisch

[212] Comisch. (Schöne Künste)

In dem eigentlichsten Sinn bedeutet dieses Wort die Eigenschaft einer Sache, in sofern sie sich auf die Comödie bezieht, wie in den Ausdrüken, die comische Schaubühne, ein comischer Dichter. Daher versteht man durch comische Charakteren, comische Situationen, solche, die sich zur Comödie gut schiken. Die comische Materie ist die, welche sich zur Comödie schiket, und die itzt, da dieses Schauspiel so verschiedene Gestalten angenommen hat, in das niedrige, mittlere und hohe Comische eingetheilt wird. Das niedrige Comische ist eigentlich das Possierliche, das durch seine Ungereimtheit lächerlich ist. Zum mittlern Comischen gehört die Materie, die durch feinen Witz, so wie er unter Personen von guter Lebensart im Gang ist, durch Handlungen und Sitten der feinern Welt, und das, was die Römer Urbanitat nennten, ergötzend und angenehm wird. Das hohe Comische ist der Inhalt und Ton der Comödie, der ans Trauerspiel gränzet, und wo schon starke und ernsthafte Leidenschaften ins Spiel kommen. Weil man fast durchgehends der Meinung ist, daß das wesentliche der Comödie in dem Lustigen und Lächerlichen bestehe, so hat der Ausdruk comisch die besondere Bedeutung bekommen, kraft deren es etwas lustiges und lächerliches bedeutet. Dieses gehört zur Erklärung des Worts. In Ansehung der [212] Sache selbst wird das, was unmittelbar die Comödie betrift, in dem besondern Artikel darüber; und das, was das Lächerliche betrift, in dem Artikel Lächerlich und Scherzhaft vorkommen.

Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 1. Leipzig 1771, S. 212-213.
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