Romanhaft

[988] Romanhaft. (Redende Künste)

Man nennt eigentlich dasjenige so, was in dem Inhalt, Ton oder Ausdruk den Charakter hat, der in den ehemaligen Romanon herrschend war, wie das Abentheuerliche, verstiegene in Handlungen, in Begebenheiten und in den Empfindungen. Das Natürliche ist ohngefehr gerade das Entgegengesezte des Romanhaften.

Da sich in unsern Zeiten der Charakter der Romane selbst dem natürlichen Charakter der wahren Geschichte immer mehr nähert, und unsre Schriftsteller es sich immer mehr zur Regel machen, ihren Geschmak nach den Alten zu bilden, die sich, wenigstens in den schönen Zeiten des Geschmaks, noch nicht ins Romanhafte verstiegen hatten; so ist auch zu erwarten, daß es sich allmählig unter uns gänzlich verliehren werde; es sey denn, daß man es zum Scherz in der poßirlichen Art beybehalte.

Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 2. Leipzig 1774, S. 988.
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