Creon

[147] Creon (Gr. M.),

1) ein Fürst, in der Geschichte des Oedipus zu trauriger Berühmtheit gelangt. Nachdem Letzterer, ohne ihn zu kennen, seinen Vater Laius ermordet und so des Orakels Spruch erfüllt hatte, bemächtigte C. sich des verödeten Thrones. Da jedoch zur selben Zeit die furchtbare Sphinx das Land verwüstete, versprach er den Herrschersitz und die Hand seiner Schwester, der hinterbliebenen Königswittwe, demjenigen, der die Räthsel der Sphinx lösen würde. So vereinigte er Oedipus und dessen Mutter Jocaste in unheilvoller Ehe, entdeckte jedoch später die schreckliche Verirrung und riss, als Oedipus, nachdem er sich selbst geblendet, entflohen war, die Herrschaft wieder an sich, indem der blutige Bruderzwist zwischen Eteocles und Polynices mit dem Tode Beider endete und er die Vormundschaft des Sohnes dieses Letztern, des Laodamas, übernahm. C. regierte grausam, verbot die vor Theben gefallenen Argiver zu begraben, und liess Antigone, welche heimlich dem Bruder den letzten Liebesdienst erweisen wollte, lebendig begraben. Seine Familie war sehr zahlreich und weit verbreitet, indem er seine Töchter und Schwestern mit lauter grossen Helden vermählte.

2) C., König zu Corinth, dessen Tochter Crëusa Jason ehelichte, nachdem er Medea verstossen. Diese rächte sich furchtbar durch den Mord ihrer Kinder und den Brand des Schlosses, in welchem Alle, auch C., umkamen.

3) C., König von Corinth; er war es, dem Alcmäon seine Kinder übergab, dessen Gattin aber aus Eifersucht über die Schönheit der Tisiphone, diese verkaufte, so dass sie später, nicht erkannt von ihrem[147] Vater, als Sklavin in dessen Hände kam.

4) C., Sohn des Hercules von einer ungenannten Tochter des Thespius.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 147-148.
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