Helios

Fig. 143: Helios
Fig. 143: Helios

[234] Helios, (Gr. M.), bei den Römern Sol, der Sonnengott, einer der Titaniden, Bruder von Selene und Aurora, alle drei Kinder des Titanen Hyperion und der Titane Thia. H. fährt mit dem Sonnenwagen, von vier brausenden Rossen gezogen, von Meer zu Meer, und ist der Welt den Tag. Aurora geht ihm voran, öffnet die Sonnenthore und streuet Rosen auf seinen Pfad;[234] glühende Strahlen umblitzen, goldene Locken umwallen sein Haupt, ein helles Gewand, vom Hauche des Zephyrus gewebt, umspielt seine Hüften, wenn er aus seinem Paläste heraustritt; dieser liegt im Westen der bekannten Welt, wo die Sonne untergeht. Um von hier nach Osten zu kommen, fährt er Nachts in einem goldenen Kahn zurück, am äussersten Rande der Erde auf dem Oceanus hinschiffend, bis er wieder im Osten am Kaukasus ankommt. Bei seinem Palast waren seine Heerden und seine Gärten, welche später ihren Hütern, dem Geryon und den Hesperiden, als Eigenthum zugeschrieben wurden. Wie jeder Gott einen Hauptsitz seiner Verehrung hatte, so war diess auch mit H. der Fall: ihm war Rhodos vorzüglich heilig; ausserdem gehörte ihm die Burg von Corinth, dem Neptun aber die Stadt. Nach Diodor war H. ein Sohn des Königs Hyperion und seiner Schwester Basilea. Die Brüder des Königs, welche fürchteten, er möchte sie einst an Macht übertreffen, ermordeten ihn, und ertränkten den H., worauf die ihren Bruder liebende Selene sich vom Dache stürzte; der Mutter verkündeten sie im Traum, dass sie an den Himmel versetzt seien, und dass man ihnen zu Ehren die Sonne H. und den Mond Selene nennen würde. Unser Bild zeigt H. mit dem Viergespann, mit Lucifer; Castor, dem Meere und dem Himmel.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 234-235.
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