Bohnenlied

*1. Einem das Bohnenlied singen. (Schweiz.) – Kirchhofer, 66; Körte, 672; Eiselein, 87.

Ihm sagen, es sei mit ihm zu Ende, man bekümmere sich nicht mehr um ihn, er möge sich entfernen. Das Bohnenlied war eigentlich ein äusserst beissendes Gedicht über die Klerisei und den katholischen Ritus, besonders wider den päpstlichen Ablass vom Jahre 1522, verfasst von Nikolaus Manuel von Bern. Weil man sich nichts denken konnte, das über diese öffentliche Verspottung des Papstes und der Klerisei mitten in einer katholischen Stadt hinausgehe, so sagte man, wenn man etwas bezeichnen wollte, das in irgendeiner Weise das Mass überschritt: Es geht über das Bohnenlied. (Vgl. Stalder, II, 500.) – Andere Bohnenlieder schliessen ihre Strophen mit den Worten: Nu gang mir aus den Bonen. (Vgl. Wackernagel, II, 25-28.)

Jüd.-deutsch: Wie gern sagt' ich 'm jeworechecho nach! D.h. den Segen. Wie gern entliess ich ihn, säh' ich ihn gehen, gäb' ich ihm des Geleit! (Tendlau, 361.)


*2. Es geht über das Bohnenlied.Kirchhofer, 65; Eiselein, 87; Simrock, 1196.

Es geht über alles, es übertrifft alles. Eine Erklärung des Ursprungs dieser Redensart wird in Gräter's Bragur, Bd. 6, Abth. 2, versucht, die aber schwerlich befriedigen wird. Im Allgemeinen Nassauischen Schulblatt (1862, Nr. 33) sucht Lehrer Hess die Redensart aus einer Volkssitte zu erklären.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867, Sp. 427.
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