Fähnskeding

Die Fähnskedinger backen nicht mehr. (Schles.)

Es genügt nicht zu sagen: Teller, so liegt die Wurst darauf, man muss selbst Hand und Fuss rühren; über- oder unterirdische Wesen besorgen es nicht mehr. Die Redensart bezieht sich auf eine schlesische Sage. Noch vor etwa funfzig Jahren erzählte man in der Umgegend des im falkenberger Kreise liegenden molwitzer Bergs, es hätten in demselben früher besondere Wesen gewohnt, zwar von menschlicher Gestalt, aber zwerghaft, mit gewaltig grossen Köpfen und einer Sprache, ähnlich der von Kindern, die erst sprechen lernen. Obgleich sie im allgemeinen nicht im besten Rufe standen – sie sollten unter anderm gern Kinder stehlen oder austauschen – waren sie bisweilen guter Laune. So hörte einst ein in der Nähe ackernder Knecht, dass die kleinen Leute im Berge mit Backen beschäftigt waren, da rief er: »Backt mir eine Vorbacke« (wol, was man in andern Gegenden Schlesiens Rauchkuchen nennt). – »Du sollst sie haben«, wurde ihm geantwortet. Es dauerte nicht lange, so brachte ein Weiblein auf silberner Schüssel, mit seidenem Tuche bedeckt, das gewünschte Gebäck, das dem Knecht vortrefflich mundete. (Neue Schles. Provinzialblätter, 1863, S. 425.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867, Sp. 916.
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