Glasfenster

1. Wer Glasfenster hat, muss sich in Acht nehmen, wenn er in seines Nachbars Haus Steine wirft. (S. Dach 22.)Sailer, 283.

Aehnlich die Engländer und die Neger in Surinam. Die Italiener sagen: Wer eine Sturmhaube von Glas hat, der muss in keinen Schleuderkampf gehen. (Reinsberg IV, 53.)


2. Wer Glasfenster vorm Busen hat, dem kann jeder ins Herz sehen.

Beide Sprichwörter gehören ihrer Entstehung nach der neuern Zeit an; denn die Glasfenster sind noch nicht alt. Das Rathhaus zu Zürich hatte noch im Jahre 1412 statt der Fenster Tuchvorhänge; und der Herzog von Northumberland, der reichste Mann in England, liess noch in der Mitte des 17. Jahrhunderts die Fenster seines Schlosses jedesmal herausnehmen und sorgfältig verpacken, so oft er verreiste. (Vgl. Geschichte der Glasfenster in der Schlesischen Zeitung, Breslau 1859, Nr. 485.) Noch im Jahre 1661 hatte der königliche Palast Englands erst in den obern Stockwerken Glasfenster; in den untern befanden sich Laden.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880.
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