Hehler

1. A Heeler as eg beeder üs a Steeler. (Amrum.) – Haupt, VIII, 367, 278.

Der Hehler ist nicht besser als der Stehler. Auf Sylt: Di Hiäl'ler es ek beedter üs die Stiäl'ler. (Haupt, VIII, 367, 278.)


2. De Hehler öss essu gud wie de Stehler. (Trier.) – Laven, 177, 10; für Waldeck: Curtze, 351, 466.


3. Der Hähler und der Stehler seynd gleiches Lohns werth.Sutor, 340.

Lat.: Agentes et consentientes pari poena digni. (Seybold, 15.) – Uterque für est, qui recipit et furatur. (Sutor, 340; Seybold, 660; Gaal, 872; Henisch, 694, 56.)


*4. Der Hehler ist ärger (schlimmer) als der Stehler.Graf, 307, 194; Hillebrand, 207, 296; Körte, 2707; Lohrengel, I, 149; Claser, Gesindteuffel, im Theatrum Diabolorum, 241b.

Die Russen; Wenn man den Hehler schon zu Tode knutet, was will man den Dieben thun. (Altmann VI, 500.)

Frz.: Les recelleurs sont pire que les malfaiteurs. (Leroux, II, 252.)

Poln.: Nie ten złodziéj, co kradnie, ale ten, co kradzione rzeczy tai. (Oberschlesien. Lompa, 23.)


[456] 5. Der Hehler ist fauler als der Stehler.Kirchhofer, 144; Graf, 307, 193; Hillebrand, 207, 296.


6. Der Hehler ist nicht besser als der Stehler. Hillebrand, 205; Berner, Lehrbuch des deutschen Strafrechts, 165; Graf, 307, 186; Körte, 2709; Simrock, 4487.

Mhd.: De hehler wer so gud; dse der steler. (Hamb. Chronik.) – Swelich diep den andern hilt, ich weiz niht welicher mê stielt. (Grimm, Rechtsalt., 636.)

Lat.: Facientis et consentientis poena par. (Binder II, 1065.) – Non minor est für, qui praedae partem capit ac qui sumpserit ipse. (Binder II, 2189.) – Socius fit culpae, qui nocentem sublevat. (Publ. Syr.) (Binder II, 3172.)


7. Der Hehler ist so sträflich wie der Stehler. Gaal, 872.


8. Der Hehler leidet gleich dem Diebe.Graf, 307, 195.

Auf Rügen: De heler leidt gelich dem deve. (Normann, 310, 240.)


9. Der Hehler und der Finder sind zwei schlimme Kinder.

Viele Diebe sagen, sie haben es gefunden; auch von den Findern, welche das Gefundene dem rechtmässigen Eigenthümer nicht wiedergeben.

Böhm.: Vĕrná ruka nic netratí. (Čelakovsky, 347.)


10. Der Hehler und der Stehler sind beide Diebe.


11. Der Hehler und der Stehler sind ein Gumpisch (Mischmasch).Graf, 307, 189; Kirchhofer, 144.


12. Der heler ist eben als der steler.Franck, I, 70b u. 73b; Egenolff, 333b; Gruter, I, 15; Petri, II, 92; Eyering, I, 475; Latendorf II, 8; Schottel, 1127a; Pistor., V, 74; Eisenhart, 462; Müller, 58, 3; Graf, 307, 187; Steiger, 18; Sailer, 256; Volkmar, 358, 288; Ramann, Unterr.. IV, 29; Eiselein, 293; Körte, 2707; Braun, I, 1227.

Unter Diebeshehlern werden alle diejenigen verstanden, welche Diebe und Räuber wissentlich und in böser Absicht bei sich aufnehmen, sie mit Unterhalt versorgen und ihnen das gestohlene Gut abnehmen. Da sie in vielen Stücken gefährlicher sind, als die Diebe selbst, die durch sie nur sicher werden, so haben unsere Vorfahren geglaubt, dass sie ebenso bestraft zu werden verdienten, als die letztern selbst. Und dies ist eben der Sinn des Sprichworts. So sagt das Sächsische Landrecht: »Wer Diebe behauset, oder Raub behelt, oder Einen mit Hilfe dazu stärket, wird er des überwunden, man soll über ihn richten, als über jenen, der es selbst gethan.«

Mhd.: Noch schuldiger ist jener, der dâ hilt, denn iener der mit sorgen stilt. (Renner.) – Wan der da verhilt der ist ein dieb als wol jener, dar dâ stilt. (Berthold.) (Zingerle, 65.)

Dän.: Han er ikke bedre der fjæler, end han der stjæler. (Bohn I, 373.) – Den er saa god der fieler, som stieler. (Prov. dan., 164 u. 254.)

Engl.: The receiver is as bad as the thief. (Eiselein, 293; Gaal, 872.)

Frz.: Autant pèche celui qui tien le sac que celui qui met dedans. (Lendroy, 1342.) – Autant vaut recéler que voler. (Gaal, 872.) – Autant vaat trainer que porter. (Kritzinger, 49a.) – L'intrigueur vaut le voleur. (Kritzinger, 400 a.)

It.: Tanto è chi rubba, quunto chi tiene il sacco. (Pazzaglia, 329, 3; Gaal, 872.)

Poln.: Kto kradzieź tai, nie jest lepszy jak ten co kradnie. (Lompa, 18.)

Ung.: Az or gazda és tolvaj mind egy zsákba valók. (Gaal, 872.)


13. Der heler macht den steler.Franck, I, 84b; Egenolff, 344a; Petri, II, 92; Lehmann, II, 63, 120; Graf, 307, 185; Hillebrand, 207, 296; Körte, 2708; Simrock, 4486.

Ein Sprichwort des Talmud sagt daher: Nicht die Maus, sondern das Loch ist der Dieb. (Vgl. Jüdisches Volksblatt, 1865, S. 148.)

Frz.: Autant fait celui qui tient, que celui qui écorche. (Körte, 2708.)

It.: Tanto ha chi tien, quanto chi scortica. (Körte, 2708; Kritzinger, 49a.)

Span.: No ay ladron sin encubridor. (Bohn I, 234.)


14. Der Höler vnd der Steler gehören beide in die Helle.Herberger, I, 2, 563.


15. Haler vnd stäler seind gleich.Agricola II, 452; Herberger, I, 2, 199.


16. Hehler ist wie der Stehler.Graf, 307, 181; Grimm, II, 1088; Mayer, I, 79.


17. Hehler sind Stehler.Simrock, 4485.


18. Hehler, Stehler und Befehler sind drei Diebe.Graf, 305, 144; Simrock, 9843.


19. Hehler und Stehler gehören an Einen Galgen.Graf, 307, 191; Hillebrand, 207, 297.

»Und wenn begrirfen wird der heler, muss billich hengen mit dem steler.« (Waldis, I, 70.)

[457] Lat.: Agens et consentiens eadem (pari) poena digni. (Binder I, 29; II, 100; Gaal, 872; Neander, 92; Seybold, 15; Philippi, I, 15.)


20. Hehler und Stehler ist ein Dieb wie der ander.Grimm, II, 1088; Graf, 307, 190; Henisch, 694, 56.


21. Hehler und Stehler, Räther und Thäter sind alle gleich schuldig.Graf, 305, 147.

Altfries.: Dij heller, dij steller, dij redir, dij dedir sint allycke sckildich. (Hettema, LXII, 3.)


22. Heler vnd steler, thäter vnd väter, helffer vnd verhenger ist einer so from als der ander vnd gehören alle an Galgen.Petri, II, 376.


*23. Kein Hehler, kein Stehler.Graf, 307, 184; Hillebrand, 207, 296; Simrock, 4487; Körte, 2709; Braun, I, 1228.

24. Ohne den Hehler kein Stehler.Graf, 307, 183; Hillebrand, 207, 296; Berner, Lehrbuch des deutschen Strafrechts, 165; Osenbrüggen, Zeitschrift für deutsches Recht, XVIII, 96.


25. Weren kein Hehler, so weren auch kein Steler.Petri, II, 706; Pistor., X, 37; Eisenhart, 462; Graf, 307, 188; Volkmar, 358, 289.

Daher findet man in verschiedenen alten deutschen Gesetzen, dass alle diejenigen, welche gestohlenes Gut wissentlich angenommen und dem Eigenthümer nicht zurückgegeben, als Diebe angesehen und bestraft wurden.

Dän.: Hvis der var ingen hælere, var der ei saa mange stiælere. (Prov. dan., 267.)

Engl.: No receiver, no thief. (Gaal, 663.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870, Sp. 456-458.
Lizenz:
Faksimiles:
456 | 457 | 458
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Angelus Silesius

Cherubinischer Wandersmann

Cherubinischer Wandersmann

Nach dem Vorbild von Abraham von Franckenberg und Daniel Czepko schreibt Angelus Silesius seine berühmten Epigramme, die er unter dem Titel »Cherubinischer Wandersmann« zusammenfasst und 1657 veröffentlicht. Das Unsagbare, den mystischen Weg zu Gott, in Worte zu fassen, ist das Anliegen seiner antithetisch pointierten Alexandriner Dichtung. »Ich bin so groß als Gott, er ist als ich so klein. Er kann nicht über mich, ich unter ihm nicht sein.«

242 Seiten, 11.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon