Heilig

1. Die sich so heilig stellen, seynd gemeiniglich doppelte Schälke.Parömiakon, 2211.

Lat.: Personata sanctimonia, duplex nequitia. (Seybold, 438.)


2. Es ist keiner so heilig, er hat einen beschissenen Arsch.

Dän.: Ingen saa hellig, at han er frie fra onde tanker. (Prov. dan., 278.)


3. Es ist nichts so heilig, das nicht mit Gold verunreinigt werde.Körte, 1916a.


4. Es sind nicht alle heilig, die in aller Heiligen Kirchen gehen.Petri, II, 523; Eiselein, 294.

In Aegypten sagt man: Der Heilige des Dorfes ist ein Betrüger (Verrückter). (Burckhardt, 139.) Aegypten ist mit solchen Gesellen angefüllt; und es iet merkwürdig genug, dass die Heiligen auch in Afrika in einem schlechten Credit stehen.

It.: Non è santo chiunque va in chiesa. (Cahier, 3094.)


5. Es war noch keiner so heilig, er habe denn dem Schalk ein Kleid angezogen.Eiselein, 294.


6. Je heiliger1, je teuflischer. (Niederösterreich.)

1) D.h. je scheinheiliger.


7. Halb heilig und halb Sünder ist aller Heiligen Klag'.


8. Ich wolte, daa du so heilig werest, das man dir ein Creutz fürtrüge.Tappius, 233b.


9. Ist's nicht heilig, ist's nur heimlich.


10. Sie sind nicht alle heylig, die sich andächtig stellen.Lehmann, II, 569. 76.


11. Was heilig ist, wird geehrt.

Frz.: La chose qui est sacrée, doit estre bien honnorée. (Leroux, II, 243.)


12. Wir sind alle nicht gar heilig.Eiselein, 294.


13. Wu hilliger de Tit, wu glursker1 der Düwel. (Büren.)

1) Glursk=hintertückisch, boshaft lauernd.


*14. Du bist nit heylig.Tappius, 126b.

Lat.: Nihil sacri es. (Tappius, 128b.)


*15. Er ist nicht gar so heilig, wenn er schon so thut.Eiselein, 294.

[461] *16. Er ist so heilig, dass man ihm ein Kreuz vorträgt.

Wird begraben.

Holl.: Ik wilde wel, dat gij zoo heilig waart, dat men een kruis voor u droeg. (Harrebomée, I, 298.)


*17. Er ist (nicht) so heilig wie jener Einsiedler, der den Hintern von Hornissen fressen liess.Klosterspiegel, 55, 4.

Dän.: Han er saa hellig som Guddum muuke. (Prov. dan., 278.)


*18. Er will noch heilig werden bei lebendigem Leibe. (Oberösterreich.)

Spott auf einen Frömmler und Scheinheiligen.


*19. Es ist heilig wie eine Wolfsklaue.

Ironisch.


[Zusätze und Ergänzungen]

20. Heilig ist sie, geht sie aus; Teufel, wenn sie ist zu Haus.

It.: Santa per la via, Diavolo in masseria. (Giani, 1505.)


21. Sie sind nicht so heilig, wie sie zu sein glauben.

Bei Tunnicius (1096): Se sint nicht also hillich, als se sich wol holden. (Non omnes iusti, qui iusti nomine gaudent.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Knigge, Adolph Freiherr von

Über den Umgang mit Menschen

Über den Umgang mit Menschen

»Wenn die Regeln des Umgangs nicht bloß Vorschriften einer konventionellen Höflichkeit oder gar einer gefährlichen Politik sein sollen, so müssen sie auf die Lehren von den Pflichten gegründet sein, die wir allen Arten von Menschen schuldig sind, und wiederum von ihnen fordern können. – Das heißt: Ein System, dessen Grundpfeiler Moral und Weltklugheit sind, muss dabei zum Grunde liegen.« Adolph Freiherr von Knigge

276 Seiten, 9.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Hochromantik

Große Erzählungen der Hochromantik

Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.

390 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon