Hofleute

1. Böse Hofleute machen aus Nacht Tag und aus Tag Nacht.


2. Da sind wir Hofleute, sagte der Teufel, da ritt er auf einer Sau.


3. Die Hofleute fiedern die Bolzen und die Narren müssen sie verschiessen.Herberger, I, 2, 319.


4. Die Hofleute können sich stellen, wie man sie haben will.


5. Hofeleute, geschwinde Leute.Herberger, II, 416.


6. Hoffleut sind wie Rechenpfenning, gelten bald viel, bald wenig, bald gar nichts, darnach sie gesetzt werden.Lehmann, 389, 35.

Dän.: Hof-folk ere som regne-penge, gielder nu høgt, nu lidet, nu ringe, ligesom de blive satte. (Prov. dan., 293.)


7. Hoffleut vnd Müller hören das Hiha gern. Petri, II, 381.


8. Hoffleut – wunderliche Leut.Petri, II, 381.


9. Hoffleuth spielen mit jhrem Fürsten wie mit einem Ballen.Lehmann, 387, 11.


10. Hofleut' sind verkehrte Leut'; sie machen aus Tag Nacht und aus Nacht Tag.

Frz.: Courtisans font de la nuit le jour et du jour la nuit. (Kritzinger, 482b.)


11. Hofleute haben alle Augenblicke ein ander Gesicht.

Frz.: Les courtisans ont des visages qui se démontent. (Kritzinger, 183b.)


[729] 12. Hofleute lieben das Vaterland, wie Sperlinge die Kirschen.Welt und Zeit, III, 115, 206.


13. Hofleute machen ihre Herren zu Göttern und alle Grossen zu ihren Vettern.


14. Hofleute sind Brennspiegel, die ihre Hitze von der Sonne empfangen.Winckler, VIII, 75.


15. Hofleute sind des Teufels Festtagsbeute.


16. Hofleute sind Thiere mit zwei Zungen.

It.: La più parte de cortegiani sono mostri con due lingue, e con due cuori. (Pazzaglia, 70, 16.)


17. Hofleute streuen einander gern Erbsen auf den Weg.

Der Freiherr von Knigge ging noch weiter; er liess durch Bettelkinder Läuse sammeln, in Federspulen bringen und blies sie den Hofdamen in den Abendgesellschaften unter Ohrgeflüster in die Frisur. (Vgl. H. Koenig, Seltsame Geschichten, Frankfurt a.M. 1856.)


18. Hofleute und Misgunst sind beieinander wie Mist und Gunst.


19. Hofleute werden (meist) mit Rauch gespeist und beim Feuer von Angst und Sorgen gebraten.Winckler, VIII, 26.


20. Junge Hoffleut sind hungrig.Petri, II, 410.


21. Wenig Hofleute trachten gen Himmel.Agricola II, 319.


22. Wenn die Hofleute dem Teufel dienen, kann ein armer Schlucker zu unserm Herrgott kommen. (S. Hofbursche.)


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23. Aller Hoffleute Dienst ist neiden, beugen und hoffen; der Lohn aber ist Reue.Wirth, I, 222.


24. Hofleute sind Mücken, die um das Licht fliegen, und sich dann die Flügel verbrennen.Harssdörffer, 2579.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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