Böse (Adj.)

Böse (Adj.).


1. Bös muss man mit Gutem überwinden.Lehmann, II, 48, 52.

Dän.: Ingen giver ondt for ondt, uden han er selv ondt. (Prov. dan., 437.)


2. Bös vor, arg hinten.Eiselein, 89.

Lat.: A fronte praecipitium, a tergo lupi. (Seybold, 15.)


3. Böse bleibt böse.

Böse Gewohnheit legt sich schwer ab.

Frz.: Qui a bu, boira. (Lendroy, 159.)

Lat.: Semel malus – semper malus. (Philippi, II, 173.)


4. Böse, böse, spricht man, wenn man's hat, und ist's weg, so lobet man's zu spat.Henisch, 460.

Dän.: Ondt bliver aldrig godt før halv værre kommer. (Bohn I, 394.)


5. Böse für den einen, gut für den andern.


6. Böse ist, was nicht zu bessern ist.Simrock, 1216; Körte, 683.


7. Böse sein ist schlimmer als böse scheinen.

Dän.: Dat er værre at være ond end synes saa. (Prov. dan., 437.)


8. Böss, böss, spricht man, wann man's hat, wan's weg ist, so kompt rew zu spat.Henisch, 462.


9. Böss sein ist bald gelernt.Lehmann, 101, 76.


10. Böss' vnd böss' vergleicht sich wol.Henisch, 460; Simrock, 1230; Körte, 681.

Einer betrügt und prellt den andern.


11. Der ist böse, der ihm selbst nur gut ist. Körte, 682.


12. Der ist böse, der nicht zu bessern ist.Lehmann, 97, 1.


13. Die selbst böss gethan haben, hencken den andern auff.Henisch, 463.


14. Einer ist böse, der andere ist gut.Eiselein, 89.


15. Er ist so böse, man möcht' ihn auf einen Bären binden. (Schles.)


16. Er ist zu bös, er kann nicht trühen.1Kirchhofer, 241.

1) Trühen, trüehen, trüjen = gedeihen, dem äussern Umfange nach ausgedehnter, fetter, dicker werden. (Vgl. Stalder, I, 311.)


17. Er war so böse, er hätte eine Nuss mit dem Arsche aufgebissen.Fischart, Gesch.


18. Es ist alles bös oder gut, wie der ist, der's hat oder thut.Henisch, 463.


19. Es ist besser ein böss leiden, dann zwey.Henisch, 463.


20. Es ist böse, das Geisslein zu essen, eh' es geboren ist.


21. Es ist böss an böss.Franck, I, 7a.

Es ist einer wie der andere, es gibt keiner dem andern nach.


22. Es ist böss, aus Herren Knecht machen.Henisch, 463.


23. Es ist böss, den Durchlauff im Beutel haben.Lehmann, II, 154, 119.


24. Es ist böss, einem bösen Hund sein Bett machen.Lehmann, II, 164, 120.


25. Es ist böss, fern springen ohne stab.Henisch, 463.


26. Es ist böss, fewr im schoss tragen.Henisch, 463.


27. Es ist böss, Füchs mit Füchsen fahen.Lehmann, II, 154, 121.


28. Es ist böss, huren schmuck abkauffen, sie schmucken sich selbs gern.Henisch, 463.


29. Es ist böss im sack kauffen.Henisch, 463.


30. Es ist böss nachernden, wo Geitz die Ernde eingethan.Lehmann, II, 154, 122.


31. Es ist böss rechten, da gewalt richter ist.Henisch, 463.


32. Es ist böss reden mit denen, die einen mögen zu todt reden.Henisch, 463.


33. Es ist böss schwimmen gegen den strom.Henisch, 463.


34. Es ist böss tantzen ohne füss.Henisch, 463.


35. Es ist böss zu marckt gehn ohne gelt.Henisch, 463.


36. Es ist keiner so bös gewest, er fand noch einen bösern.Henisch, 458.

It.: Non v' è tristo che non nè trovi ue altro di se peggiore. (Pazzaglia, 354.)

[434] 37. Es ist keiner so böse, er thut einmal etwas Gutes.

Dän.: Onde folk giør undertiden gode gierninger. (Prov. dan., 435.)


38. Es ist nichts so bös, man kann es einem einreden.Lehmann, II, 135, 48; Henisch, 463.


39. Es ist nichts so böse, es ist etwas Gutes dabei.Lehmann, II, 426, 76.


40. Es ist nichts so böss vnd arg, es ist zu etwas gut.Henisch, 464; Lehmann, 98, 15; II, 428, 123; Simrock, 1243; Pistor., I, 14; Ramann, I. Pred., IV, 5; Siebenkees, 152.

Lat.: Saepe creat molles aspera spina rosas. (Ovid.) (Philippi, II, 161.) – Tam male nil cusum quod nullum prosit ad usum. (Sutor, 179.)


41. Es ist nie keiner so bös gewest, man fand noch ein ärgern.Lehmann, 98, 14; Luther, 149.


42. Es ist nie so bös, es kann wieder gut werden.Kirchhofer, 340.


43. Es ist nit böss, wann man's vor weisst.

Lat.: Nota res mala, optima. (Sutor, 175; Seybold, 384.)


44. Es wird eher böser als besser.Simrock, 955.


45. Ist er böse, so mag er wieder gut werden.


46. Ist sie böss, so hilfft es nicht; ist sie fromb, so thut man ihr vnrecht.Henisch, 460; Agricola, 412; Guttenstein, I, 87.

Eine Antwort, die ein weiser Mann einst einem Ehemanne gab, der fragte, ob er sein Weib schlagen solle oder nicht, da sie oft nicht so handele, wie er wünsche.


47. Je böser, je glückseliger.Lehmann, 98, 12.


48. Man helt manchen für böss vnd manchen für gut, da man beiden unrecht thut.Henisch, 464; Lehmann, 101, 69.


49. Man schetzt für böss offt manchen Mann, den Gott doch kent vnd lieb will han.Henisch, 464.


50. Mit bös man bös vertreiben muss.Eiselein, 89.

Lat.: Malum malo medicari. (Philippi, I, 239.)


51. Nie war einer so böse, es kam noch ein Böserer über ihn.Luther, 620.

Dän.: Man skal ikke giøre ondt at det gode kand skee. (Prov. dan., 437.)


52. Sie ist nicht böse, ich lasse sie lieber nahe kommen, wie des Bleichers Köter.

Holl.: Zij is zoo boos niet, of ik wou, dat al de vlooijen van mijn bed zoo waren. (Harrebomée, I, 80.)


53. Siehe, dass du nicht bös um besser tauschest.Eiselein, 70.


54. War biese ies, muss Pfardedreck frassen. Robinson, 868.


55. Wer böse wird, hat unrecht.


56. Wer böse wird ohne Grund, wird gut ohne Gabe.Bertram, 59.


57. Wer böss vnnd verständig ist, der kan wol ein Mann werden.Lehmann, 98, 23.


58. Wer einmal bös ist, der wird immer für bös gehalten.Kirchhofer, 170.


59. Wer erkent, dass er böss sey, der stehet vff der ersten Staffel zum frommen Man. Lehmann, 98, 18.


60. Wer's nie bös macht, der macht's nie gut. Kirchhofer, 170.


*61. A ies su biese, ma möcht'en uffen Baar binden.Robinson, 634.


*62. Er ist nicht so bös, als er aussieht.

Frz.: Il n'est pas si diable qu'il est noir.


*63. Er lohnet böss für gut.Henisch, 460.


*64. Sie ist böse, hat eine spitzige Nase.Eisenhart, VI, 2, 16d; Pistor., I, 51.

Gehört zu den physiognomischen Sprichwörtern, die noch auf ihren Lavater warten.


*65. Sie ist so böse wie eine Köchin.


*66. So bös üs an Tork. (Nordfries.)

So böse wie ein Türke.

Holl.: Hij is zoo wreed, of hij den drommel te kop had. (Harrebomée, I, 155.)


*67. Wenn a noch su biese is, a muss sech doch salber oasziehen.Gomolcke, 1088; Robinson, 397; hochdeutsch bei Simrock, 1327.


[435]

zu4.

Lat.: Tum demum homines nostra intelligimus bona, cum, quae in potestate habuimus, ea amisimus. (Plautus.) (Philippi, II, 225.)


zu40.

Böhm.: Není nic tak zlého, aby se neobrátilo nĕkdy v nĕco dobrého. (Čelakovský, 31.)


zu62.

Holl.: Hij is zoo kwaad niet, als hem zijne muts wel staat. – Hij is zoo kwaad niet, als hij wel lijkt. (Harrebomée, I, 459b.)


68. Böss muss man mit Böss vertreiben.Petri, II, 31.


69. Böst bös? Bit op e harde (auch; ôle barsche), Kês. Böst gôt? Bit op e Zockerhôt. (Memel.) – Frischbier, II, 405.


70. Böst bös, schött de Katt di êne Kês; böst göftig, schött se di föfftig.Frischbier, I, 428.


71. Böst du bös', denn bît' ön e molsche Kês. Frischbier, I, 429.


72. Büst du bös, ga mank de Gös, büst du guäd, ga mank de Schâp. (Holstein.) – Schütze, III, 253; Diermissen, 32.


73. Du bist bös? köp dî'n Kös; köp dî'n Hôt, denn warst wedder gôd. (Pommern.)


74. Einmal böse, immer böse.

Holl.: Eens kwaad, allijd kwaad. ( Harrebomée, I, 460.)


75. Es ist böss, kein Bad können dulden.Petri, II, 257.


76. Es ist nichts so bös, es ist zu etwas gut, sagte jener Nürnberger, der arg mit der Gicht behaftet, sich einmal vor die Stadt fahren liess, wo er von den Feinden überfallen und gefangen genommen wurde, aber vor Schreck die Gicht verlor.Zinkgref, IV, 37.


77. Es ist so böse nichts, es ist zu etwas gut; das Kreuze plagt den Leib und bessert doch den Muth.Gerlach, 177.


78. Nichts ist böser als ein ungerechter Richter. Graf, 409, 59.

Mhd.: Er en ist nit bosa dan der unrecht richter. (Endemann, I, 960.)


79. Nichts mag man also böse finden, es ist doch gut zu etwas dingen.Loci comm., 72.

Lat.: Nil est tam pauum, quod ad ullum non ualet usum.


80. So böse ward nichts gefunden, man kan es brauchen je zu stunden.

Lat.: Tam male nil casum, quod nullum prosit ad usum. (Loci comm., 72.)


81. Was bös im Herzensgrund, kommt bös auch in den Mund.

Lat.: Ab impiis egressa iniquitas. (Fischer, I, 3.)


82. Was böse begonnen, muss böse enden.

Dies Sprichwort hätten auch die Römer; es findet sich bei Plautus im Poenulus; und Cicero wendet es in der zweiten Philippika an.

Lat.: Male parta, male dilabuntur. (Faselius, 139.)


[1035] 83. Was Einer böses gethan hat, soll man nicht jederman vorwerfen.

Bei Tunnicius (1167): Dat ein heft quades gedèn, dat sal men allemanne nicht vorwyten. (Omnibus unius crimen non objiciendum.)


84. Wer böss ist vnnd vor fromb wird gehalten, der kan desto mehr hinter dem vmbhang schaden thun.Lehmann, 336, 66.


85. Wer böses hat im Sinn und ist Niemand dabei, der trage vor sich selber (oder: vor seinen Wänden) Scheu.

Lat.: Turpe quid ausurus te sine testotine. (Ausonius.) (Binder I, 1773; II, 3368; Schonheim, T. 20; Fischer, 227, 51; Kruse, 1131; Seybold, 614; Philippi, II, 227.)


86. Er hat der bös.Schild, 71, 170.

Er ist übler Laune.


87. I mach nex bais.Michel, 270.

Ich hindere nicht, bin nicht dagegen.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Ebner-Eschenbach, Marie von

Ein Spätgeborner / Die Freiherren von Gemperlein. Zwei Erzählungen

Ein Spätgeborner / Die Freiherren von Gemperlein. Zwei Erzählungen

Die beiden »Freiherren von Gemperlein« machen reichlich komplizierte Pläne, in den Stand der Ehe zu treten und verlieben sich schließlich beide in dieselbe Frau, die zu allem Überfluss auch noch verheiratet ist. Die 1875 erschienene Künstlernovelle »Ein Spätgeborener« ist der erste Prosatext mit dem die Autorin jedenfalls eine gewisse Öffentlichkeit erreicht.

78 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon