Hott

*1. De Een geit1 hott un de Anner geit hühl. Frommann, II, 37.

1) Auch treckt, d.i. zieht. – »Ein von der Landwirthschaft entlehntes Bild. Hott ist der Zuruf, wodurch beim Pflügen das links angeschirrte Zugthier gelenkt wird, während das andere bei den Wendungen von der Rechten zur Linken auf den Ruf hühl zu achten gewöhnt ist.« (Latendorf.) Zur Bezeichnung eines schroffen Gegensatzes.

Holl.: Deze wil hot, geene haar. (Harrebomée, I, 335.)


*2. De êne will hott, de anner har.Brem. Wb., II, 661.


*3. Der eine hodder1, der andere schwodder. Frischbier2, 1640.

1) Hott = rechts, schwod = links. – Ruf der Fuhr- und Ackerleute.


*4. Einer will hott, der ander wüst.Gruter, III, 30; Lehmann, II, 151, 85.


*5. Er weiss weder Hott noch Hist (schwodde).

Die Sache nicht anzugreifen verstehen. Rambach in der Erläuterung der Institut. hermeneut. (S. 108) schreibt Hott und Srade und leitet es aus dem Griechischen her.


*6. Er will entweder Hotte oder Schwode hinaus.Luther's Werke, VI, 161.


*7. Es geht hinten hott (rechts) mit ihm. (Nürtingen.)


*8. He wêt nich von hot over hül. (Mecklenburg.) – Frommann, II, 223.

Er weiss von nichts; eigentlich, er kann nicht rechts und links unterscheiden.


*9. He wêt nig von hott noch van har.Schütze, II, 164; Eichwald, 825.

Auch: He wêt nich hott noch hü. In Würzburg: 'R wäss nit hott und nit wist. (Sartorius, 167.) Zur Bezeichnung von Rathlosigkeit, auch wol rathlose Dummheit.


*10. Hê will nich hott hüren. (Mecklenburg.) – Schiller, II, 5.

Von einem Ungehorsamen.


*11. Hott unn wist zegleich. (Hildburghausen.)

Diese Redensart richtete im Jahre 1846 während des Pflügens auf dem Felde im Commandoeifer ein Bauer (in Schackendorf bei Hildburghausen) an seine Ochsen. Von einem andern Bauer vernommen und weiter erzählt, gab dieser Vorfall Veranlassung, diese Redensart bei einem anzuwenden, der zwei verschiedene Arbeiten [794] oder zwei entgegengesetzte Dinge gleichzeitig verrichten will. Man sagt: Bei dem geht's Hott und Wist zugleich.


*12. Man braucht mehr als Hott, um zu fahren.

Zur Begründung eines guten Hauswesens gehört mehr als eine Taschenuhr oder ein Schleier am Hut.


*13. 'S ging hoite1 nim2. (Sprottau.) – Firmenich, II, 298, 26.

1) In der Fuhrmannsprache rechts.

2) Hinum, d.h. verloren.


*14. Wenn ick will hott, so will sê hül. (Mecklenburg.) – K. Schiller, II, 5.

Von uneinigen Eheleuten.


[795]

*15. Einem hott oder hist sagen. (Ulm.)

Ihm Auskunft über etwas geben.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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