Müssiggänger

1. Dem Müssiggänger fällt das Bücken schwer.

Dän.: Ledighed giør arbeydet besværligt. (Prov. dan., 378.)


2. Dem Müssiggänger gehören zwei Brote; er hätte sonst nichts zu thun, wenn er nicht des Leibes pflegte.Petri, II, 75; Eiselein, 478; Klosterspiegel, 58, 15; Sailer, 203; Simrock, 7203.


3. Ein junger Müssiggänger, ein alter Bettler.

Böhm.: Mladí, ležáci, staří žebráci. (Čelakovsky, 136.) – Mnoho lenochův, mnoho hříšníkův. (Čelakovsky, 134.)

It.: L'ozioso è sempre bisognoso. (Pazzaglia, 255, 3.)


4. Ein Müssiggänger hat nur rothe Tage im Kalender.

Böhm.: Kdo nerad dĕlá, tomu vždy svátek jest. – Zahalečům vždycky svátek. (Čelakovsky, 134.)

Slow.: Kdo nĕrad robí, tomu vždycky hody. (Čelakovsky, 134.)


5. Ein Müssiggänger kostet mehr als ein (zehn) Arbeiter.Petri, II, 215; Simrock, 7202; Körte2, 5473a; Braun, I, 2830.

In Apulien sagt man: Wer arbeitet, hat'n halben Fisch, wer nicht arbeitet anderthalb. (Ausland, Augsburg 1870, S. 425.)


6. Ein Müssiggänger kostet mehr als zehn Arbeiter, sagte der Schreiber, als er mit der Klosterrechnung fertig war.Klosterspiegel, 12, 5.


7. Ein Müssiggänger macht ein Dutzend böse Bürger.Klosterspiegel, 57, 8.


8. Ein Müssiggänger platzt eher vor Hunger als vor Ueberfluss.

Frz.: Qui tous jours est oisif et chomme, ne meliore et ne fait somme. (Leroux, II, 311.)


9. Ein müssiggenger ist lebendig todt.Lehmann, 523, 2.

Justus Lipsius vergleicht die Müssiggänger mit dem Todten Meere. (Zinkgref, III, 258.)


10. Einem müssiggenger gehören alweg zwey brod.Franck, II, 174a.

»Oder zweyer Menschen ausskommen, eim Arbeiter nur eins.« (Franck, Zeytbuch, CXXXIb.)


11. Müssiggänger und Nussbäume geben keine Früchte, man werfe denn mit Prügel drein.Sutor, 578.


12. Müssiggängern soll man das Kuhfenster weisen.Petri, II, 484.


13. Wenn man die müssiggänger könte abschaffen, so würden alle Laster abgeschafft. Lehmann, 525, 32.


*14. Ein beschäftigter (geschäftiger) Müssiggänger sein.

Die wichtigen Berufsgeschäfte vernachlässigen und seine Zeit mit Kleinigkeiten verthun.


*15. Ein Müssiggänger kann jeden Tag abkommen.

Frz.: Assez vit qui rien ne faict. (Leroux, II, 175.)


[Zusätze und Ergänzungen]

16. Hat der Müssiggänger nichts zu thun, so lässt er einen Daum im andern ruhn.Sanders, 129.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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