Narrenkappe

1. An der Narrenkappe muss jeder sein Theil haben.

Die Narrenkappe ist eine an den Zipfeln mit Schellen versehene Kappe, dergleichen ehemals die Hofnarren trugen. »Tragt die Kappe willig, habt nur Muth, ein Narr zu sein; klug zu sein, ist billig.« (R. Prutz.)


2. Eine Narrenkappen ist bald zu ertappen.Parömiakon, 8.


[937] 3. Jeder hat seine Narrenkappe.

It.: Ognuno ha la sua pazzia, il suo balocco (trastullo). (Biber.)


4. Man kann auch aus einer Narrenkappe einen klugen Kopf stecken.Schottel, 1135a.

Der kurpfälzische Rath L. Zinkgref sagte einst im Scherz zum Professor N. Frischlinus, »dass die Kappen, so damalen die Professores zu tragen pflegten, den Narren-Kappen nicht sehr ungleich wären.« Darauf sagt Frischlinus: »Wir tragen unsere Narren-Kappen offenbarlich, Ihr aber unter dem Mantel verborgen.« (Zinkgref, III, 220.)


5. Narrenkappen lieben bunte Lappen.


*6. Die Narrenkappe auf dem Kopfe haben und andere Weisheit lehren wollen.Winckler, II, 6; Chaos, 951.


*7. Die Narrenkappe (an den Füssen) schleifen. Narrenspiegel, 9.

Offen wie ein Narr handeln.

Lat.: Midas auriculas asini. (Philippi, I, 294.)


*8. Die Narrenkappe tragen.

Lat.: Caudam trahere. (Horaz.) (Philippi, I, 76.)


*9. Einem die Narrenkappe geben.


*10. Er hat die Narrenkappe angestreifft.Lehmann, 92, 47.

Von dem, der betrogen worden ist. In demselben oder verwandtem Sinne fügt Lehmann folgende Redensarten bei: Der hat Esels Ohren davon getragen, der hat das Seil an Hörnern, hat die Reiss überm Kopff, er hengt in der Schling, der versteht die Müntz nicht, der Haas ist im Garn.


*11. Er weiss die Narrenkappe nicht zu tragen.

Frz.: Faire le boufon de mauvaise grâce. (Kritzinger, 355a.)

*12. Sich mit einem um die Narrenkappe zanken.

Um den Vorzug in einer närrischen Sache. (Campe, Wb., III, 454a.) – » ...Und weil die Italiäner sich mit den Griechen umb die Narrenkappe zanketen.« (Gottfr., 613a.)


[Zusätze und Ergänzungen]

13. Narrenkappe währt ewiglich, nur ihre Farbe verändert sich.Döring, Geiselfahrt, I, 284.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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