Griechen

1. Die Griechen kamen nur nach Troja, dass sie darauf zugingen.

Dadurch, dass sie es wagten, so schwer es auch war. Um zu sagen, dass man auch das Schwerscheinende versuchen müsse. Im allgemeinen sind die Griechen in den Sprichwörtern nicht gut gezeichnet. Die Russen sagen ihnen nach: ein Grieche spräche jährlich nur einmal die Wahrheit. Daher erklären die Venetier: Wer einem Griechen glaubt, hat kein Gehirn. Der Russe behauptet ferner: ein Grieche überrage den Teufel an List, indem sie sagen; Der Jude überlistet den Zigeuner, der Grieche den Juden und nur der Teufel den [134] Griechen. (Reinsberg V, 14.) Dennoch wird er noch von den Bergamasken überflügelt, die von sich selbst behaupten, man brauche sieben Juden, um einen Griechen, und sieben Griechen, um einen Bergamasker zu machen, sodass ein solcher sich mit grosser Bescheidenheit 49 Juden gleichachtet. (Reinsberg VI, 12.) Die Griechen unterscheiden aber wieder unter sich selbst, indem aie sagen: Zehn Moreaten machen einen Inselgriechen und zehn Inselgriechen einen Fanarioten. Moreaten sind die Bewohner des griechischen Festlandes, Inselgriechen die Bewohner der griechischen Inseln und Fanarioten die Bewohner des Griechenviertels (Fanar) in Konstantinopel. (Reinsberg VI, 85.)


2. Ein Grieche lebt, wo ein Esel stirbt.

Holl.: Een Griek kan leven, waar een ezel van honger zou sterven. (Harrebomée, I, 259.)


*3. Er ist kein grosser Grieche.

Hat in irgendeiner Beziehung keine bedeutende Bildung, ist in seinem Fache unwissend, ungeschickt, hat das Pulver nicht erfunden. Wenn jemand in etwas gut Bescheid weiss, so heisst er in Frankreich ein starker Grieche, besonders wenn er Glück im Spiel hat und es nicht gerade sehr genau mit einer ehrlichen Form nimmt; wenn er gerieben und betrügerisch ist. (Reinsberg V, 24.)

Frz.: Cet homme n'est pas grand grec. (Lendroy, 854.)


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4. Aus einem Griechen kann man zehn Juden machen. (Bulg.)

Während bei uns und anderswo in Europa der jüdische Stamm sich durch grössere Gewandtheit und Schlauheit in Geschäften vor seinen christlichen Mitbürgern auszeichnet, ist in Bulgarien und wol überall in der Türkei das Verhältniss ein ganz anderes. Es herrscht dort das obige Sprichwort, und es ist wahr, der Handel ist den Juden von den viel schlaueren Bulgaren beinahe vollständig aus den Händen genommen. (Ausland, 1872, S. 795.)


5. Wer einem Griechen glaubt, ist des Verstandes beraubt.

It.: Chi si fida di Greco, non ha cervello seco. (Giani, 805.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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