Oesterreichisches

* Ins Oesterreichische gehen. (Schweidnitz.)

Damit will man in Schweidnitz, wo diese Redensart üblich ist, keineswegs sagen, sich in das etwa vier Meilen entfernte Nachbarland (Böhmen) begeben, sondern – nach Schreibendorf gehen, eine Ortschaft, die jetzt einen Theil der schweidnitzer Niedervorstadt bildet. Die Einverleibung gehörte einer frühern Zeit an. Während des Dreissigjährigen Kriegs, und zwar 1633, theilte diese kleine Dorfschaft das Schicksal des südlich gelegenen Theils der Vorstadt, eingeäschert zu werden. Zu Anfang der preussischen Regierung waren nur wenige Häuser vorhanden, als Friedrich der Grosse den Plan fasste, Schweidnitz in einen festen Waffenplatz zu verwandeln. Schreibendorf wurde somit in den äussersten Wehrkreis (Enceinte) hineingezogen. Bis in die neue Zeit hatte sich aber an einem Hause der österreichische Doppeladler erhalten. Daher sagte man von jemand, der in diese Vorstadt (früher Schreibendorf) ging, er gehe ins Oesterreichische. (Vgl. Schles. Zeitung, 1867, Nr. 332, 1. Beil.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1160.
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