1. Das tuusigs Wärk, ist halbe Chuder. – Sutermeister, 31.
Kuder = Werrig, d.i. Abgang vom Flachse beim Hecheln. (Stalder, II, 140.)
2. Das Werg ist wie der Flachs.
Holl.: Daar is werk als vlas. (Harrebomée, II, 452b.)
3. Das Werg vom Feuer, junge Leute vom Spiel.
4. Immer neu Werg an der Kunkel (am Rocken) gibt wenig Gespinst. – Simrock, 11566; Körte, 6790; Sailer, 62.
Der Vielgeschäftige richtet wenig aus.
5. Man muss neu Werg erst an die Kunkel hängen, wenn das alte versponnen ist.
6. Mit Werg kann man kein Feuer löschen.
Engl.: There is no quenching of fire with tow. (Bohn, II, 127.)
7. Viel Werg, wenig Flachs.
Holl.: Veel werk, maar luttel vlas. (Harrebomée, II, 452b.)
8. Von grobem Werg kann man keine Seide spinnen. – Harrebomée, II, 52b.
9. Wenn das werk vnd fewer bey sammen kompt, so brennt es gern. – Henisch, 502, 19.
10. Wenn Werg und Feuer zusammenkommen, da entsteht leicht ein Brand.
Die Türken: Baumwolle und Feuer spielen nicht zusammen. (Nordmann.)
Frz.: L'homme est le feu, la femme est l'étoupe, et le Diable le vent, qui souffle. (Venedey, 83; Bohn I, 37.)
11. Werg darf man nicht zu nahe zum Feuer bringen.
Werg, sagen die Spanier, bringe nicht an einen Feuerbrand und Mädchen nicht an junger Männer Hand.
Holl.: Werk dient niet wel bij 't vuur. (Harrebomée, II, 452b.)
Port.: O homem he fogo, ea mulher estopa, vem o diabo assopra. (Bohn I, 288.)
12. Werg (Flachs) und Reben geben nichts vergeben.
*13. Das ist Werg beim Feuer.
Holl.: Het is werg bij het vuur. (Harrebomée, II, 452b.)
[194] *14. Du hast vil warks amm rocken. – Hätzlerin, Liederbuch, I, 89, 7.
Lat.: In mea colu, stupae insunt quam plurimae. (Bovill, I, 146.)
*15. Er hat alweg new werck (und Gespinst) am rocken (an der Kunkel). – Franck, II, 133a; Egenolff, 144b; Gruter, I, 4; Eyering, I, 31; II, 198 u. 292; Eiselein, 641; Körte, 6790a.
Der Vielgeschäftige, besonders ausser seinem Kreise; auch von fruchtbaren Eheleuten.
*16. Er hat anderes (schlimmes) Werg am Rocken. – Körte, 6790C.
*17. Er hat Werg a der Chunkle. (Solothurn.) – Schild, 96, 434; Schw. Michel, 262.
Er hat etwas Unangenehmes auszufechten. »Wenn eines schellig im kopff ist, wenn es an d' eselhaft ist, vnd in vnordentlicher liebe gefangen u.s.w. als der buler, des teufels marterer, so spricht man, es hat werck an der gunckel.« (Granatapfel, 70, 1a.)
*18. Er hôt Werck um d' Füss. – Schw. Michel, 263.
Ist in Verlegenheiten verwickelt.
*19. Man spinnt ungehechelt Werg. – Eiselein, 641.
*20. Sie hoat Werg ums Bên. (Hirschberg.)
Von einem Mädchen oder einer Frau, die Vermögen besitzt. Auch in der Gegend von Münsterberg gebräuchlich. (Schles. Provinzialbl., 1866, 428.)
*21. Werg ins Feuer werfen und (hernach) mit Oel löschen. – Winckler, X, 93.
*22. Wierk um Rôken hun. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 327, 296.
*23. Wo der Werg aus dem Hause trägt, da will ich nicht Flachs suchen. – Simrock, 11567; Körte, 6791b.
Buchempfehlung
»Fanni war noch jung und unschuldigen Herzens. Ich glaubte daher, sie würde an Gamiani nur mit Entsetzen und Abscheu zurückdenken. Ich überhäufte sie mit Liebe und Zärtlichkeit und erwies ihr verschwenderisch die süßesten und berauschendsten Liebkosungen. Zuweilen tötete ich sie fast in wollüstigen Entzückungen, in der Hoffnung, sie würde fortan von keiner anderen Leidenschaft mehr wissen wollen, als von jener natürlichen, die die beiden Geschlechter in den Wonnen der Sinne und der Seele vereint. Aber ach! ich täuschte mich. Fannis Phantasie war geweckt worden – und zur Höhe dieser Phantasie vermochten alle unsere Liebesfreuden sich nicht zu erheben. Nichts kam in Fannis Augen den Verzückungen ihrer Freundin gleich. Unsere glorreichsten Liebestaten schienen ihr kalte Liebkosungen im Vergleich mit den wilden Rasereien, die sie in jener verhängnisvollen Nacht kennen gelernt hatte.«
72 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro