Xantippe

1. Xantippen werden nicht geboren.

Holl.: Xantippen werden nog wel geboren. (Harrebomée, II, 484b.)


*2. Eine wahre Xantippe.

E. Zeller bringt in seinem Buche: Vorträge und Abhandlungen geschichtlichen Inhalts (Leipzig 1875) einen Beitrag: Zur Ehrenrettung der Xantippe. Er sagt S. 57: »Hätte Xantippe keinen Sokrates zum Manne gehabt, so wäre uns ihr Name wol kaum überliefert; und finge dieser Name nicht mit dem leidigen X an, so läsen wir schwerlich in den Fibeln: ›Xantippe war ein böses Weib, der Zank war ihr ein Zeitvertreib.‹« Nach ihm trug Sokrates unfreiwillig und mit Willen selbst nicht wenige Schuld an seinem Unglücke, das sich Dominicus Baudius so vorstellte, dass es ein wahres Werk der Barmherzigkeit gewesen sei von Seite der Athener, »den Philosophen durch den Schierlingstrank von seiner Ehehälfte zu scheiden«. Das Volk hat sich das Wort Xantippe in die Form: Sie ist eine Zanktippe, umgegossen wie es sich bereits manches fremde Wort mundgerecht gemacht. So hat es beispielsweise aus Rheumatismus »Reissmatismus«, aus successive »zickzackzive« geschaffen. Soldaten und Leute vom Civil erzählen sich von dem Sieg bei »Lehmanns« (Le Mans) und nennen Chislehurst, die letzte Zuflucht Napoleon's, »Schlüsselwurst«, während die berliner Schusterjungen ihre »Ziehjarn« rauchen. (Karlsbader Anzeiger, 1876, Nr. 42.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 476-477.
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