Absatz, der

[86] Der Absatz, des -es, plur. die -sätze, von absetzen, doch nur in einigen Bedeutungen. 1) Die Handlung des Absetzens, ohne Plural; nur in einigen wenigen Fällen. Der Absatz einer Münzsorte, besser die Abwürdigung, Verrufung derselben. Ein Glas ohne Absatz austrinken, ohne es von dem Munde abzusetzen. Zuweilen auch in weiterer Bedeutung, die Unterbrechung einer Handlung. Ohne Absatz laufen, welches aber zweydeutig ist. 2) Der Zustand, da etwas abgesetzet wird; auch ohne Plural, und gleichfalls nur in einigen figürlichen Bedeutungen. (1) Der Vertrieb, Verkauf einer oder mehrerer Waaren. Vielen Absatz haben, viele Waaren verkaufen. Ein Kaufmann hat starken, schlechten Absatz, wenn er viel, wenig verkauft. Ich verspreche mir von dieser Waare einen guten Absatz. In dieser Bedeutung[86] sagt man im Oberdeutschen Verschließ oder Verschluß, in Westphalen Slett, Slette, und in andern Niedersächsischen Gegenden Bedrief. (2) * Der Zustand merklicher Unähnlichkeit bey erwarteter Ähnlichkeit. Einen Absatz gegen etwas machen, einen Contrast, dagegen abstechen. Es ist unbeschreiblich, welchen rührenden Absatz ihr Betragen gegen ihre Kleidung machte. Die Liebe macht in den Augen eines Menschen, der ihr Gegenstand nicht ist, einen Absatz, der diesem letztern nachtheilig werden kann, Hermes. In dieser Bedeutung ist es von einigen Neuern versucht worden, das ausländische Contrast zu ersetzen, wozu es aber wegen seiner Vieldeutigkeit eben nicht sehr geschickt ist. S. Absetzen, auch Abstich und Abstechen.

3) Dasjenige, was abgesetzet wird, oder abgesetzet worden, mit dem Plural; in verschiedenen Bedeutungen des Zeitwortes. Besonders der Ort, wo eine gerade Linie oder Fläche, und in weiterer Bedeutung, wo eine Handlung in ihrem Fortgange unterbrochen wird. Der Absatz eines Berges, wo er in seiner geraden Höhe unterbrochen wird. Der Absatz an einem Rohre oder Halme, welcher auch der Knoten, und in Oberdeutschland das Gleich, d.i. Gelenk, genannt wird. Der Absatz in der Baukunst, die Glieder des Säulenfußes zwischen dem Grundsteine und dem Würfel. Der Absatz in den Gärten, ein eingefaßtes Blumenbeet längs den Gängen und Wänden. Der Absatz einer Treppe. Der Absatz an einem Fahrschachte, in den Bergwerken, so auch ein Abtritt, ingleichen eine Wechselbühne genannt wird. Der Absatz eines Ganges, wenn der Gang von seinem Streichen absetzet oder abweichet. Der Absatz in einer Schrift, wenn eine neue Zeile vorne angefangen wird, und in weiterer Bedeutung oft jede Abtheilung in derselben. Der Absatz in einem Liede, die Strophe. Der Absatz an den Schuhen, der erhöhete Theil unter der Ferse. Daher bey den Schuhmachern der Absatzdraht, womit die Absätze vermittelst des Absatzortes und der Absatzzwecken angenähet werden; der Absatzschneider, der die hölzernen Absätze für die Schuhmacher schneidet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 86-87.
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