Abtrünning

[128] Abtrünning, adj. et adv. den bisherigen Verbindungen untreu. Von seinem rechtmäßigen Herren abtrünnig werden. Ein Abtrünniger in oder von der Religion. Die Abtrünnigen d.i. Anführer, zum Gehorsam bringen.

Anm. Abtrünnig, oder wie es auch hieß, trunnig und trünnig, bedeutete ehedem eigentlich einen Überläufer von dem Kriegesheere, und hernach einen jeden Entrunnenen, wie aus dem Haltaus h. v. erhellet. Es scheint zunächst nicht so wohl von dem Zeitworte abtrennen, als vielmehr von dem damit genau verwandten, aber längst veralteten Hauptworte Trunn herzukommen. Wenigstens ist in dem Verbo das u und i ehedem so selten nicht gewesen, wie Frisch zeiget. Ein Abtrünniger hieß ehedem auch ein Abtrünner und Abtrünnling. Antrunnigi, apostasia, in Gloss. Pez. ist wohl von rennen, und der Partikel ant oder ent zusammen gesetzt, gleichsam Entrennung. Indessen ist Abtrünnig heut zu tage im Hochdeutschen nicht mehr so sehr üblich, als in Oberdeutschland, wo man auch das Hauptwort die Abtrünnigkeit, Abfall von der Religion oder von seinem Herrn, hat.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 128.
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