Aufsatz, der

[523] Der Aufsatz, des -es, plur. die -sätze. 1) Die Handlung des Aufsetzens, ohne Plural, und nur in einigen wenigen Fällen, indem Aufsetzung in dieser Bedeutung üblicher ist. Doch saget man an einigen Orten der Aufsatz eines Meiers, die Übergabe eines Gutes an denselben.

2) Dasjenige, was aufgesetzet wird; so wohl, (1) in eigentlicher und weiterer Bedeutung, was auf einen andern Körper gesetzt wird, entweder ihn zu verlängern, oder ihn zu zieren. So werden bey den Wasserkünsten diejenigen Röhren, welche auf die Hauptröhre gesetzet werden, und dem Wasserstrahle allerley Figuren mittheilen, Aufsätze genannt. In der Baukunst führen diesen Nahmen der Schild, oder andere Zierathen, welche unmittelbar auf das Hauptgesimse gesetzet werden. In der Artillerie ist Aufsatz das Visier, womit die Kanone gerichtet wird. Aufsatzröhren, in den Bergwerken, sind Röhren, mit welchen die Röhren der Kunstgezeuge verstärket werden. Die Aufsätze der Nähterinnen sind kleine Bünde, oder schmale eingeschlagene Streife, einige Theile der Wäsche zu verstärken. Auch der Kopfputz des schönen Geschlechts ist unter dem Nahmen des Aufsatzes bekannt; ein Ausdruck, welchen zuweilen auch die Art und Weise dieses Kopfputzes, den Geschmack, nach welchem derselbe gewählet und eingerichtet ist, ausdrückt. In engerer Bedeutung werden zuweilen auch verschiedene zusammen gehörige Stücke einer Art, welche zum Zierathe auf Tische, Commoden, Öfen, Kamine, Schränke u.s.f. gesetzt werden, ein Aufsatz genannt. So hat man Aufsätze von Porzellan, Confituren-Aufsätze u.s.f. Ferner werden diejenigen Speisen, welche auf Ein Mahl aufgesetzet werden, und sonst ein Gang heißen, auch ein Aufsatz genannt. (2) Figürlich, was aufgeschrieben ist, doch nur in der Bedeutung eines schriftlichen Vortrages zusammen hängender Sätze, welche die Vorstellung einer gewissen Wahrheit enthalten. Ein Aufsatz. Ein schriftlicher Aufsatz. Einen Aufsatz machen, übergeben. Aufsatz ist in dieser Bedeutung ein allgemeiner Ausdruck, welcher die nähere Art unbestimmt lässet. Zuweilen gebraucht man diesen Ausdruck auch in noch engerer Bedeutung, für den ersten Aufsatz, den Entwurf einer Schrift.

3) * Das Abstractum des Verbi aufsetzen, in einigen figürlichen Bedeutungen, welche zwar im Hochdeutschen veraltet sind, aber um einiger abgeleiteten Wörter willen doch angemerket werden müssen. So bedeutete Aufsatz ehedem, (1) Vorsatz, Entschluß, von welcher Bedeutung Haltaus Beyspiele angeführet hat. Das Nieders. Upsat und Schweb. Uppsåt, haben noch jetzt diese Bedeutung. (2) Satzung, Gesetz, Verordnung, in einer Urkunde Kaisers Sigismundi von 1433 bey dem Haltaus. Auch in Luthers Bibel kommt es für Satzung, Verordnung vor. (3) Eine Auflage, besonders eine neue ungewöhnliche Auflage, gleichfalls bey dem Haltaus. (4) Erhöhung des Preises, Aufschlag; eine noch im Magdeburgischen übliche Bedeutung. (5) Böser Vorsatz, Tücke, Nachstellung. So wird Aufsatz in den mittlern Zeiten oft mit Gefärde verbunden, wovon Haltaus nachgesehen werden kann.


Inn ganz vollkommenlicher trew

An allen Aufsatz, sorg und schew,

Hans Sachs.


[523] Das Holländ. Opset und Schwed. Uppsåt sind noch jetzt in dieser Bedeutung üblich. (6) Unzeitiger, unweiser Vorsatz, Eigensinn, Halsstarrigkeit; welche Bedeutung noch im Oberdeutschen gangbar ist. Etwas aus Aufsatz thun. Es ist nur ein Aufsatz bey ihm. Auch das Niedersächsische Upsat ist noch in dieser Bedeutung bekannt. (7) Haß, Feinschaft. Auch diese Bedeutung findet noch im Oberdeutschen Statt. Den großen Aufsatz des Hauses Österreich wider die Stadt Mühlhausen, Bluntschli. Weil die Stadt den Kaisern treu verblieb, so erlitt sie deswegen von den Päpsten großen Aufsatz, ebend. S. Aufsätzig. (8) Aufruhr. Es war allenthalben viel Raubens, Mordens und Aufsatzes, ebend. In und um Hamburg wird Upsat auch noch in dieser Bedeutung gebraucht. Alle diese im Hochdeutschen nicht mehr üblichen Bedeutungen lassen sich aus dem Gebrauche des einfachen Verbi setzen leicht erklären. S. dasselbe, wie auch Aufsetzen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 523-524.
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