Ausbund, der

[580] Der Ausbund, des -es, plur. car. dasjenige, was ausgebunden, d.i. aus einem Bunde ausgelesen ist, oder auch, was gar nicht eingebunden worden; doch nur in der figürlichen Bedeutung des Vorzüglichsten in seiner Art. Man sagt daher so wohl ein Ausbund von Schönheit, Tugend, Gelehrsamkeit u.s.f. als auch ein Ausbund aller Schelme u.s.f.


Ein Ausbund von beredten Thoren,

Gell.


[580] Anm. Wachter leitet dieses Wort von dem Angels. beond, ein Ding, und beon, seyn, her; allein das ist eine von seinen gewöhnlichen Grillenfängereyen. Im Schwedischen bedeutet inbunden, falsch, betrüglich, nach einer gleichfalls von den Waaren hergenommenen Figur, da man gute und schlechte zusammen zu binden oder zu packen pflegt. Der Gegensatz davon ist Ausbund, welches eigentlich eine Waare bedeutet, welche nicht eingepackt ist, also vorzüglich gut seyn muß, wenn sie Liebhaber finden soll, oder die aus mehrern ausgesucht, d.i. ausgebunden worden. Ehedem war dieses Wort auch als ein Abstractum gebräuchlich. Ich meynte ich thäte Gott ein besondern ußbündt, d.i. angenehmen Dienst, sagt Leo Jud bey dem Frisch.


Sieh an die rothen Wangen,

In denen alle Zier und Ausbund sich ereigt,

Opitz,


Reitz, Schönheit. Übrigens wird es heut zu Tage im Hochdeutschen am häufigsten von Menschen, von leblosen Dingen aber seltener gebraucht.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 580-581.
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