Āusmachen

[616] Āusmáchen, verb. reg. act. welches in seinen eigentlichen Bedeutungen nur im gemeinen Leben vorkommt, in einigen figürlichen aber auch von edlerm Gebrauche ist.

1. Mit einiger Bemühung heraus machen oder heraus bringen. 1) Eigentlich, wo diese allgemeine und unbestimmte Bedeutung durch den Gebrauch nur auf einige einzelne Fälle eingeschränket worden. Besonders gebraucht man es im gemeinen Leben von Dingen, welche in einer Art von Schale eingeschlossen sind, für ausbrechen. Nüsse, Kastanien, Erbsen, Krebse u.s.f. ausmachen, von der Schale befreyen. Auch sagt man, einen Flecken ausmachen, aus einem Kleide oder Zeuge heraus bringen. 2) Figürlich, ausfündig machen. Einem Geld ausmachen, jemanden ausfündig machen, der ihm Geld leihet. Einen Bothen, Arbeiter u.s.f. ausmachen. Ich habe ihn noch nicht ausmachen, d.i. erfragen, können. Der Jäger macht Wild aus, wenn er dessen Aufenthalt ausfündig macht. Ingleichen, bedingen, bestellen. Machen sie uns bey ihm ein Quartier aus, Gell.

2. Das Äußere einer Sache mit etwas besetzen, oder zieren, besonders von Kleidungsstücken. Ein Kleid mit Gold und Silber ausmachen. Ein braunes Kleid schwarz ausgemacht.


Das Kleid ist um und um, mit ungemeiner Pracht

Und einer bunten Reih von Sternen ausgemacht,

Gryph.


Daher dasjenige, womit ein Kleid besetzt ist, besonders an dessen Extremitäten, von einigen auch die Ausmachung genannt wird. Einen Sattel mit Sammet oder Leder ausmachen, bekleiden, bey den Sattlern.

3. Ausfüllen, voll machen, doch nur in der figürlichen Bedeutung, alle Theile eines Ganzen enthalten. Der Winter macht den meisten Theil des Jahres aus. Das macht die Tugend noch nicht aus. Es macht eine große Summe aus. Es macht nicht viel aus, es beträgt nicht viel. Das macht den schönsten Augenblick meines Lebens aus. Das macht es noch nicht aus, damit ist die Sache noch nicht gethan, es ist noch nicht zureichend. Diejenige Kraft, welche das Wesen der Seele ausmacht. Das Passivum ist in dieser Bedeutung nicht gebräuchlich. Nach einer noch weitern Figur, zuweilen auch der Gegenstand einer Gemüthsveränderung seyn. Kunstwerke des Alterthums, welche die Bewunderung aller Jahrhunderte ausmachen.[616]

4. Zu Ende machen vollenden. So gebraucht man dieses Wort in dem Kegelspiele, von demjenigen, der ein Spiel endiget. Noch häufiger kommt es im gemeinen Leben von der Endigung und Entscheidung eines streitigen Geschäftes vor. Etwas mit einem ausmachen, seine Ansprüche an denselben gültig machen, ausführen. Seine Sache mit dem Degen ausmachen. Ich will es schon mit ihm ausmachen. Wir haben noch viel mit einander auszumachen. Was hast du für Geheimnisse mit ihr auszumachen? Weil diese Frage die ganze Stadt angeht, so mag sie auch die ganze Stadt ausmachen, Gell. d.i. entscheiden. Es mit einem gar ausmachen, seinem Leben, seinem Glücke ein Ende machen, ist biblisch und größten Theils veraltet. Das Particip. Passiv. ausgemacht wird auch überhaupt für entschieden, gewiß, gebraucht. Das ist eine ausgemachte Sache, es ist unläugbar. Eine ausgemachte Wahrheit. Das ist so ausgemacht noch nicht, so unläugbar gewiß noch nicht.

Anm. Einen ausmachen, d.i. ausforschen, ist Oberdeutsch, so wie die R.A. einen Stoß ausmachen, für pariren. Einen ausmachen, für schelten, und, er hat es ausgemacht, er ist gestorben, gehören unter die niedrigern Sprecharten. Das Substantiv die Ausmachung, ist nur in den beyden ersten Bedeutungen üblich. In der Mark Brandenburg verstehet man unter Ausmachung dasjenige Geld, welches jemanden in einer Erbschaft ausgemacht, oder vermacht worden, und welches daselbst auch ein Ausspruch heißt; ein Legat.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 616-617.
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