Aussetzen

[649] Aussètzen, verb. reg. welches in gedoppelter Gestalt üblich ist.

I. Als ein Activum. 1. Inwendig durch Setzen bekleiden. Einen Saal mit Steinen aussetzen.

2. Heraus setzen, oder hinaus setzen. 1) Eigentlich. Volk Truppen aussetzen, aus dem Schiffe. Ein Kind aussetzen, es in das Freye setzen, und es verlassen. Waaren zum Verkaufe aussetzen. Sich Waaren aussetzen, in der Absicht, sie zu kaufen. Wache aussetzen. Bäume aussetzen, sie verpflanzen, bey den Gärtnern. Einen aussetzen, im Bergbaue ihn aus seiner Vierung auf die Halde setzen. Sich aussetzen, im Billiard- Spiele, seine Kugel an das Ende der Tafel setzen. 2) Figürlich. (a) Bestimmen. Einen Preis aussetzen. Einem etwas zu seinem Unterhalte aussetzen. Ein Capital für die Armen aussetzen. (b) Einer Wirkung frey oder bloß stellen. Tag und Nacht dem Wetter ausgesetzt seyn. Unser Leben ist vielen Gefahren ausgesetzt. Großen Veränderungen ausgesetzt seyn. (c) * Anlegen, vom Gelde, eine im Hochdeutschen ungewöhnliche Bedeutung. Man kann das Geld auf keinen bessern Wucher aussetzen, als wohlzuthun, Dusch. (d) Die Fortsetzung einer angefangenen Sache verschieben. Die Brunnen-Cur ein Paar Tage aussetzen. Eine Sache ausgesetzt seyn lassen. Ingleichen absolute. Wir haben heute ausgesetzt, die Fortsetzung des Geschäftes verschoben. (e) Tadeln. Was haben sie an mir auszusetzen? Eine Sache, woran noch viel auszusetzen ist.

3. Aus einander setzen. Die Stimmen aussetzen in der Musik, jeder Stimme ihre Noten besonders vorschreiben. Die Beete im Garten, die Pflanzen in einem Beete, die Steine in einem Schmucke aussetzen, vertheilen, am meisten in Oberdeutschland.

Zuweilen wohl auch auswärts setzen. So setzen die Tuchscherer die Blätter der Tuchschere aus, wenn sie selbige nach dem Schleifen mit dem Aussetzhammer zurecht richten.

4. Bis zu Ende setzen. Einen Bogen aussetzen, bey den Buchdruckern, ihn fertig setzen und schließen.

II. Als ein Neutrum, mit haben. 1. * Die Gänge, Flötze setzen aus, im Bergbaue, wenn sie zu Tage ausgehen, sich bis an die Dammerde erstrecken, und daselbst sichtbar werden. 2. Aufhören zu setzen. So sagt man zuweiles in der Landwirthschaft ausgesetzte Schafe, alte Schafe, welche aufgehöret haben, Zähne zu setzen, obgleich das Particip. Passiv. wider die Natur der Neutrorum ist.

So auch die Aussetzung.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 649.
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