Befleißen

[792] Befleißen, verb. irreg. recipr. Imperf. ich beflíß mich, Supin. beflissen; oder Befleißigen, verb. reg. recipr. Fleiß auf die Erwerbung einer Sache wenden, mit der zweyten Endung des Nennwortes. Sich der Tugend, der Gottesfurcht, eines anständigen Wandels befleißigen. Ich muß mich der Kürze befleißigen. Ingleichen Fleiß auf die Erlernung einer Sache wenden. Sich der Rechtsgelehrsamkeit, der Weltweisheit, der Künste befleißigen. S. hernach Beflissen. Einige, besonders Oberdeutsche Schriftsteller, verbinden dieses Wort oft mit dem Vorworte auf, welche Wortfügung bey dem Opitz mehrmahls vorkommt. Sich auf Künste, auf etwas befleißigen. Allein im Hochdeutschen klingt diese Verbindung alle Mahl ungewöhnlich und widerlich, ob sich gleich das Mittelwort beflissen gar wohl auf diese Art gebrauchen lässet. Ganz richtig wird es dagegen mit dem Infinitiv verbunden. Ich habe mich jederzeit beflissen, eine gute Hand zu schreiben. Er befleißiget sich sehr, eine gute Hand zu schreiben.

Anm. Die Alten, von dem Kero an bis auf den Opitz, gebrauchten dafür das einfache flizzan, flizan, fleißen und fleißigen, auf eben die Art, und in eben derselben Wortfügung. Gevlizon, und givlizzan kommt indessen auch schon zu Ottfrieds Zeiten vor. Befleißigen, ist das Intensivum von befleißen, ist aber am häufigsten nur im Präsenti und Infinitivo üblich, dagegen man das Imperfectum und die zusammen gesetzten Zeiten lieber von befleißen[792] macht. Das Verbale die Befleißung ist gar nicht, Befleißigung aber zuweilen üblich. Im Nieders. lautet dieses Zeitwort befliten, und im Dänischen beflitte. S. auch Beflissen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 792-793.
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