Befriedigen

[795] Befriedigen, verb. reg. act. 1) Vor dem Anlaufe in Sicherheit stellen, indem Friede ehedem auch so viel als Schutz und Sicherheit bedeutete. Einen Garten, ein Feld, einen Wald befriedigen, mit einem Zaune, einer Mauer u.s.f. umgeben. Da versuchets der König auch und ließ den Ort aussondern und befriedigen, 2 Maccab. 1, 34 d.i. befestigen. 2) Zu Frieden stellen, eines Ansprüchen, Verlangen ein Genüge thun, und ihn dadurch beruhigen. Die Natur verlangt wenig, und ist leicht befriedigt. Reich seyn heißt nicht den Überfluß besitzen, woraus man alle Wünsche befriedigen kann, Dusch. Einen Gläubiger befriedigen, bezahlen, daher dieses Zeitwort oft auch für bezahlen gebraucht wird. Er hat mich befriedigt. Befriedige ihn. In dem mittlern Lateine übersetzt man solches durch pacare, woraus das Ital. pagare, und Französ. payer, bezahlen, geworden ist. 3) Besänftigen, zu Frieden stellen, von der Leidenschaft des Zornes. Einen Zornigen befriedigen. Er wollte sich durch nichts befriedigen lassen. Den Feind mit Geschenken befriedigen. Daher die Befriedigung, so wohl für die Handlung des Befriedigens in allen obigen Bedeutungen; als auch für dasjenige, womit eine Sache in der ersten Bedeutung befriediget wird, ein Zaun, u.s.f. Ingleichen für Bezahlung. Er hat seine Befriedigung erhalten.

Anm. Befriedigen ist das Frequentativum von dem nunmehr veralteten befrieden, im 11ten und 12ten Jahrhunderte befriden und befrithen, welches schon vor Alters für befestigen gebraucht wurde. In Oberdeutschland sagt man auch, einen Streit, Zank, Krieg befriedigen, beylegen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 795.
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