Belageren

[837] Belageren, zusammen gezogen Belagern, verb. reg. act. 1) Den Boden mit Schafen belagern lassen, in der Landwirthschaft einiger[837] Gegenden, die Schafe sich darauf lagern lassen, um ihn zu düngen. 2) Vermittelst eines Lagers einschließen, und zur Übergabe zu bringen suchen. Eine Stadt, eine Festung belagern. Die Soldaten wurden in dem Schlosse belagert. Die Belagerten, welche belagert werden. Eigentlich druckt belagern dasjenige aus, was man jetzt mit einem fremden Worte blocquiren nennet, nehmlich sich um eine Stadt lagern. Heut zu Tage aber verbindet man mit demselben alles, was zum feindlichen Angriffe derer, die belagert werden, gehöret. 3) Figürlich wird dieses Wort auch von allem gebraucht, was um uns ist, und uns ohne Aufhören beunruhiget. Die Könige werden unaufhörlich von Schmeichlern belagert. Der Alte wird beständig von seinen Verwandten belagert.


Dich wird in Zukunft ein Volk, ein Volk der Schmeichler belagern,

Die Pest der großen und glücklichen Welt,

Gell.


Daher die Belagerer, die einen Ort belagern in der eigentlichen Bedeutung, und die Belagerung, die Handlung des Belagerns. Eine Belagerung aushalten, ausstehen. Die Belagerung unternehmen, anfangen, aufheben. Die Belagerung Wiens, oder der Stadt Wien, und nicht, wie einige nach dem Französischen sagen, die Belagerung von Wien.

Anm. Belagern, im Oberdeutschen belägern, Schwedisch belaegre, im alten Engl. beleaguer, Nieders. belegern, kommt zunächst von Lager her, und ist zugleich das Frequentativum von belegen, welches ehedem in beyden Mundarten gleichfalls für belagern gebraucht wurde. Das letztere Wort bedeutete ehedem auch nur so viel als das einfache lagern. Er belegert sich hart neben sie, heißt es in dem 1514 gedruckten Livius. Eine Belagerung machen, Ezech. 4, 2, ist ungebräuchlich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 837-838.
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